
Kultiviertes Fleisch: Neues Fleisch am Horizont
Die Wissenschaft hat Fleisch entwickelt, das ohne das Töten von Tieren auskommt
Was wie eine Science-Fiction-Geschichte klingt, ist in den letzten Jahren rund um den Globus zur Realität geworden: Wissenschaftler:innen und die Lebensmittelindustrie arbeiten an alternativen Fleischproduktionsmethoden, sogenanntem Kulturfleisch, bei dem echtes Tierfleisch durch das Wachstum von Tierzellen außerhalb des Tierkörpers in einer kontrollierten Umgebung hergestellt wird, ohne dass Tiere aufgezogen oder geschlachtet werden müssen. Der erste Burger aus kultiviertem Fleisch wurde 2013 gezeigt, zubereitet und verkostet.
Doch kann das Fleisch die konventionelle Nutztierhaltung tatsächlich ablösen und das milliardenfache Leiden der Tiere beenden? Da das Thema kultiviertes Fleisch in der Öffentlichkeit immer präsenter wird, beobachtet VIER PFOTEN die Fortschritte genau und weiß bisher folgendes:
Angesichts der Tatsache, dass für konventionelle Tierprodukte weltweit pro Jahr mehr als 85 Milliarden1 Tiere gehalten werden, 83 % der landwirtschaftlichen Nutzfläche2 verwendet werden und 16,5 %3 der weltweiten Treibhausgasemissionen entstehen, könnte "kultiviertes Fleisch" dazu beitragen, unsere begrenzten Ressourcen zu schonen. Es könnte das Potenzial haben, Milliarden von Tieren vor unmenschlichen Bedingungen und einer eventuellen Schlachtung zu bewahren.
Obwohl die Herstellung von kultiviertem Fleisch in großem Maßstab aufgrund der Kosten für Zellkulturen und qualifizierte Arbeitskräfte immer noch kostspielig ist, sinken die Kosten drastisch. Das zeigt, dass „kultiviertes Fleisch“ in nicht allzu ferner Zukunft für die breite Masse verfügbar gemacht werden kann.
Im Moment können wir nicht genau vorhersagen, welche direkten Konsequenzen sich für Nutztiere und ihr Wohlergehen ergeben werden. Aus Tierschutzsicht sind wir aber optimistisch, dass Kultiviertes Fleisch viele positive Veränderungen für die Nutztiere mit sich bringen wird. Da sich diese Innovation noch in der Entwicklung befindet und das Interesse daran ständig zunimmt, gehen wir davon aus, dass sich die Tierhaltung in Zukunft massiv verändern wird.
Die konventionelle Fleischproduktion ist sehr ineffizient
Von 100 Kilokalorien, die man einer Kuh zuführt, erhält man nur 2 Kilokalorien Rindfleisch zurück, d.h. 98 % gehen bei der Erzeugung von Rindfleisch verloren. Bei Lammfleisch gehen 96 % bei der Verarbeitung verloren, bei Schweinefleisch sind es 91 % und bei Geflügel 87 %. Weniger Fleisch zu essen, würde daher bedeuten, dass große Kalorienverluste vermieden werden, so dass mehr Menschen ernährt werden könnten und weniger Ackerland benötigt würde. Auf diese Weise würden Milliarden von Hektar für die Wiederherstellung der natürlichen Vegetation, der Wälder und der Ökosysteme frei werden.
Für jedes Kilogramm an Futtermittel, das an Tiere verfüttert wird, steht nur ein Bruchteil der Kalorien in Form von Fleisch für den menschlichen Verzehr zur Verfügung. Das bedeutet, dass Nutztiere zwischen 5 und 10 Kilogramm Getreide fressen, um im Endeffekt nur 500 Gramm Fleisch zu produzieren. Von dieser Menge Getreide könnten 20 Mal so viele Menschen ernährt werden. Das anhaltende Wachstum der Fleischproduktion verschlingt tausende Tonnen von Getreide, das den Armen dieser Welt damit nicht mehr zur Verfügung steht.
Die meisten tierischen Lebensmittel, die wir im Supermarkt kaufen, stammen von Tieren aus der konventionellen Landwirtschaft. Die ist darauf ausgelegt, in kurzer Zeit möglichst viel zu produzieren: viel Fleisch, viele Eier, viel Milch. Die Tiere stehen dabei nicht an erster Stelle und können ihre natürlichen Bedürfnisse wenig bis gar nicht ausleben.
Viele Menschen möchten das Leid der sogenannten Nutztiere nicht unterstützen. Aber was können sie tun? Die gute Nachricht ist: Jeder kann darauf Einfluss nehmen, wie Tiere in unserer Gesellschaft leben. Achten Sie einfach darauf, was Sie einkaufen!
Von 100 Kilokalorien, die einer Kuh gefüttert werden, erhält man nur 2 Kilokalorien Rindfleisch zurück, d. h. 98 % gehen bei der Produktion von Rindfleisch verloren. Bei Lammfleisch gehen 96 % bei der Verarbeitung verloren, bei Schweinefleisch sind es 91 % und bei Geflügel 87 %. Weniger Fleisch zu essen, würde also bedeuten, große Kalorienverluste zu vermeiden, mehr Menschen ernähren zu können und weniger Ackerland zu benötigen. Dadurch würden Milliarden von Hektar für die Wiederherstellung der natürlichen Vegetation, der Wälder und der Ökosysteme frei.

Die meisten tierischen Produkte, die in Supermärkten erhältlich sind, stammen aus konventioneller Massentierhaltung. Dieses Haltungssystem ist nicht auf die natürlichen Bedürfnisse der Tiere ausgerichtet, sondern die Tiere werden gezwungen, sich dem System anzupassen. Das hat zur Folge, dass ihr Wohlergehen zugunsten der Maximierung der wirtschaftlichen Effizienz beeinträchtigt wird.
Clean Meat findet seinen Ursprung in den Muskelstammzellen, die den Tieren (zum Beispiel Rinder oder Schweine) entnommen werden, anstatt sie zu schlachten. Der Prozess ist komplex, aber einfach zu verstehen: Muskelzellen können sich vermehren. Nach der Entnahme der Zellen werden sie mit Hilfe eines Nährmediums in einer Petrischale kultiviert – sie vermehren sich und wachsen. Die Zellen verbinden sich von allein miteinander und bilden kleine Muskelstränge. Die entstandene Fleischmasse kann in jede erdenkliche Form gepresst werden – beispielsweise in eine Burgerboulette, Würstchen oder Nuggets. Das Ergebnis ist 100 Prozent echtes Fleisch. Noch zu Beginn der Entwicklung von Clean Meat wurde für die Produktion ein tierisches Wachstumsserum (sogenanntfötales Kälberserum) verwendet. Heute arbeiten die meisten Startups jedoch mit einem pflanzlichen Serum, was die nachhaltigste und tierfreundlichste Alternative ist.
VIER PFOTEN empfiehlt das 3R-Prinzip:
Reduce – reduzieren Sie den Verzehr von tierischen Produkten.
Refine – konsumieren Sie Lebensmittel mit höheren Tierschutzstandards.
Replace – ersetzen Sie tierische Produkte durch pflanzliche Alternativen.
VIER PFOTEN ermutigt Menschen, die sich für einen tierfreundlichen Lebensstil entscheiden, ihren Konsum von tierischen Produkten zu reduzieren und mehr pflanzliche Alternativen in ihre Ernährung aufzunehmen. Auf diese Weise helfen Sie als Verbraucher:in aktiv mit und setzen ein positives Zeichen! Vielen Dank für Ihre Unterstützung.
Sie möchten sich für Nutztiere einsetzen und sich gegen Massentierhaltung engagieren?
Das können Sie tun:
Quellenverweis
2. Poore J, Nemecek T. Reducing food’s environmental impacts through producers and consumers. Science. 2018;360(6392):987–992. https://doi.org/10.1126/science.aaq0216
3. Twine R. Emissions from Animal Agriculture—16.5% Is the New Minimum Figure. Sustainability. 2021; 13(11):6276. https://doi.org/10.3390/su13116276
4. Ritchie H. If the world adopted a plant-based diet, we would reduce global agricultural land use from 4 to 1 billion hectares. Our World in Data. 2021 Mar 4 [accessed 2025 May 21]. https://ourworldindata.org/land-use-diets