Kultiviertes Fleisch

Was ist "Kultiviertes Fleisch"?

Fleischerzeugung, ohne Tiere zu töten: Hintergrundinformationen zu „Kultiviertem Fleisch“

16.6.2025

Die heutige Produktion von tierischen Lebensmitteln, zwängt Milliarden fühlender, intelligenter Lebewesen dazu in extremen Gegebenheiten zu leben, in denen sie Traumata und körperliche Eingriffe erfahren. Wenn es eine Möglichkeit geben würde Fleisch zu produzieren, das genauso aussieht, riecht und schmeckt wie tatsächliches Fleisch, ohne aber ein Tier dafür zu schlachten und in der Masse zu halten– wäre die Öffentlichkeit bereit es zu essen?

Wie soll das Produkt heißen?

Verschiedene Startups wie Mosa Meat, Hampton Creek und Memphis Meats arbeiten derzeit nur an einem Thema – die Herstellung von Fleisch, ohne ein Tier dafür zu töten. Sogenanntes kultiviertes, InVitro- oder auch Labor-Fleisch, welches auch als „Kultiviertes Fleisch“ bezeichnet wird, ist eine bahnbrechende Technologie, die das globale Ernährungssystem revolutionieren könnte.

Laut „The Good Food Institut“ (USA), ist der Begriff „Clean Meat“ [zu Deutsch „sauberes Fleisch“] eine präzise Weise das Fleisch zu beschreiben, denn der Begriff ist vergleichbar mit „sauberer Energie“. Das Wort beschreibt wichtige Aspekte der Technologie: die positiven Auswirkungen auf die Umwelt einerseits und die Abwesenheit von Krankheitserregern oder Arzneimittelrückständen andererseits. Das Endresultat ist dementsprechend hervorzuheben – Fleisch, das „clean“also sauber ist.

Nach eingehenden Verbraucherforschungen, die vom The Good Food Institut (GFI)1 zusammen mit einem unabhängigen Lebensmittel- und Getränkeinnovationsunternehmen durchgeführt wurden, ergab sich jedoch „Kultiviertes Fleisch“ als das ansprechendste Wort. Der vom GFI geprägte Begriff „Kultiviertes Fleisch“ schließt bestehende Akteure der Fleischindustrie nicht von der Diskussion aus, ist in einem regulativen Zusammenhang anwendbar und regt Verbraucher dazu an, fundiertere Entscheidungen bei ihrer Fleischwahl zu treffen.

Ein niederländisches Start-up namens Mosa Meat, präsentierte im Jahr 2013 den ersten Burger aus „Kultiviertem Fleisch“ der Öffentlichkeit. 

"Die Ernährung von zwei Milliarden mehr Menschen bis 2050 und die steigende Nachfrage nach Fleisch, üben gewaltigen Druck auf die Futtermittelproduktion, sowie auf die Viehzucht und Nutztierhaltung aus. 

Rinder sind hauptverantwortlich für die Treibhausgasemission, die beendet werden könnte. Hinsichtlich des Tierschutzes würden, durch die Dezimierung der Nutztieranzahl, viel weniger Nutztiere geschlachtet und die restlichen könnten in besseren Bedingungen gehalten werden,“

Stellungnahme von Dr. Mark Post (Mosa Meat), Erfinder von kultiviertem Fleisch

Was genau ist „Kultiviertes Fleisch“?

Kultiviertes Fleisch - auch bekannt als zellbasiertes, im Labor gezüchtetes, sauberes, kultiviertes oder schlachtfreies Fleisch - ist eine bahnbrechende Lebensmittelinnovation, die wahrscheinlich das globale Lebensmittelsystem revolutionieren könnte.

Während sonst für Fleisch immer ein Tier sterben muss, wird „Kultiviertes Fleisch“ durch die Entnahme einer kleinen Probe von Stammzellen - in der Regel aus magerem Muskelgewebe - durch ein harmloses Verfahren, auf die gleiche Weise wie bei der Blutentnahme, und die Vermehrung dieser Zellen in einer Kultur außerhalb des Tieres, hergestellt. Nachdem genügend Zellen gewachsen sind, werden sie in Gruppen zusammengefügt, um kleines Muskelgewebe zu bilden, das den Muskelfasern eines Steaks sehr ähnlich ist. Das daraus resultierende Produkt ist 100 Prozent echtes Fleisch. 

In der frühen Forschung zu kultiviertem Fleisch wurde fötales Rinderserum (FBS) verwendet, um tierische Zellen zu züchten. Aus ethischen und Nachhaltigkeitsgründen verwenden heute viele Zuchtfleischunternehmen* stattdessen tierfreie (so genannte tierkomponentenfreie (ACF) Zellfutter), synthetische oder pflanzliche Wachstumsmedien und orientieren sich damit an einer wirklich nachhaltigen und grausamkeitsfreien Zukunft.

*wie Mosa Meat, Aleph Farms, Innocent meat, etc.

Die Produktionsphasen von Clean Meat dargestellt in einer Infografik

Kultiviertes Fleisch vs. Massentierhaltung

Kultiviertes Fleisch" kann theoretisch aus jeder Art von Tierzellen hergestellt werden (z. B. Kühe, Hühner, Schweine, Fische). In Anbetracht der weltweit produzierten Fleischmengen und des ständig steigenden Verbrauchs von tierischen Produkten könnte kultiviertes Fleisch die Zahl der zur Lebensmittelerzeugung gehaltenen Tiere und damit die Notwendigkeit der Massentierhaltung verringern. Darüber hinaus könnten die Umwelt- und Klimaauswirkungen der Tierhaltung und insbesondere der Massentierhaltung drastisch reduziert werden.

 Status Quo (Mai 2025)Kulitiviertes Fleischkonventionelle Massentierhaltung
TierschutzKeine Zucht und Schlachtung; keine Transporte; reduziert den Bedarf an Massentierhaltung
(aus Sicht des Tierschutzes müssen hohe Tierschutzstandards für Spendertiere gewährleistet sein)
Tierleid, Schlachtung, Anpassung der Tiere an das Haltungssystem; lange Tiertransporte durch verschiedene Länder
UmweltschutzGeringerer Energie- und Wasserverbrauch (abhängig von der Produktionsmethode, der Energiequelle und dem hergestellten Produkt); geringerer Flächenverbrauch (kein Futtermittelanbau)Hohe Treibhausgasemissionen, Landnutzung (Fütterung + Beweidung), Entwaldung, Verschmutzung (Gülle), Verlust der biologischen Vielfalt
Gesundheit & SicherheitSterile Produktionsbedingungen; keine Notwendigkeit für Antibiotika; ermöglicht die Kontrolle über Fettgehalt, Nährstoffe, Geschmacksprofile usw.Hoher Einsatz von Antibiotika und Hormonen; Risiko von Pandemien und Zoonosen; begrenzte Kontrolle der Zusammensetzung und Abhängigkeit von der Genetik
Konsument:innen-AkzeptanzNoch relativ unbekannt; vielfältig (variiert je nach Region, z. B. hoch in Asien, niedriger in der EU und den USA)Weitgehend akzeptiert und normalisiert
VerfügbarkeitLimitiert (verfügbar in Singapur, China, Israel)in allen Ländern
HerausforderungenHohe Produktionskosten; behördliche Genehmigungen (Verbote); Aufstockung auf industrielles NiveauFolgekosten aufgrund von Auswirkungen auf die Umwelt, Klimapandemien und Tierseuchen, Lebensmittelsicherheit, menschliche Gesundheit und Tierschutz nicht eingerechnet
Kultiviertes Fleisch wird in einer Pfanne gebraten

Was Sie über die Fleischproduktion ohne Tötung von Tieren wissen sollten


Mehr erfahren

Quellenverweis

1. Good Food Institute (GFI), URL: Plant-based and cultivated meat innovation | GFI
2. Good Food Institute, Bruce F. Cultivated meat: Why GFI is embracing new language. 2019 [accessed 2025 May 23]. https://gfi-india.org/cultivated-meat-why-gfi-is-embracing-new-language/

Clean Meat: Akzeptanz ist hoch

Clean Meat ist die Lösung vieler Probleme. Trotzdem steht die Produktion noch vor technischen, finanziellen und organisatorischen Herausforderungen. Im Herstellungsprozess gibt es Optimierungsmöglichkeiten, da neben den Muskelzellen keine weiteren tierischen Inhaltsstoffe verwendet werden sollten.

Für die weitere Forschung und Entwicklung sind Mosa Meat und andere Startups auf finanzielle Mittel angewiesen, die durch öffentliche Fördergelder nur schwer aufzubringen sind. Viele, so auch Dr. Post, schauen aber hoffnungsvoll in die Zukunft. Immer mehr Investoren zeigen Interesse und nach neusten Studien ist die Akzeptanz der Konsumenten gegenüber Clean Meat durchaus positiv.

Dr. Post sagt: «Zahlreiche Umfragen innerhalb der EU und in den USA zeigen, dass die Mehrheit – 20 bis 50 Prozent – Clean Meat probieren würden. Wir sind sehr sicher, dass – sofern wir erst einmal die gewünschte Produktqualität und einen gewissen Preis erreicht haben – die Vorteile dem Konsumenten zuspielen werden.»

Die Einführung von Clean Meat in Restaurants und speziellen Läden wird in etwa drei bis vier Jahren möglich sein. Weitere drei Jahre werden vergehen, bis das Fleisch in den Supermärkten erhältlich ist. Anhand der Akzeptanz der Bevölkerung wird sich zeigen, ob es sich als Nischenprodukt entwickelt – oder als Produkt, welches das gesamte Ernährungssystem revolutionieren wird.

Was denken Sie über Clean Meat? Würden Sie es probieren? Teilen Sie uns gerne Ihre Gedanken mit unter: nutrition@four-paws.org. Wollen Sie mehr über Mosa Meat, Dr. Mark Post und sein Team wissen? Hier geht es zur Website von Mosa Meat.

Tipp: Hier erfahren Sie, wie Tierschutz und Ernährung zusammenhängen, was Fleischkonsum für die Umwelt bedeutet – und wie Sie sich schon heute mit dem Ernährungs-Prinzip der «3R» für Nutztiere einsetzen können!

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