Aufgeschnittenes Fleisch in der Produktion

Mythen rund um den Fleischkonsum

Der Fleischkonsum ist ein kontroverses Thema, um das sich zahlreiche Mythen ranken - wir räumen mit den geläufigsten auf.

26.9.2025

Mythos: Fleisch ist notwendig für eine ausgewogene Mahlzeit 

Fakt: Die richtige Ernährung trägt entscheidend zur Gesundheit bei. Mittlerweile zeigen einige Studien positive Effekte einer pflanzenbasierten Ernährung, wie z.B. ein präventives Potential für Krankheiten wie Adipositas, Diabetes mellitus Typ 2, Herz-Kreislauf-Erkrankungen oder Krebs. Ebenso wurde ein geringeres Risiko für Multimorbidität (also diese Krankheiten gleichzeitig zu entwickeln) festgestellt.  

Im Jahr 2024 hat das Bundesministerium für Gesundheit überarbeitete Österreichische Ernährungsempfehlungen veröffentlicht. Aus Tierschutzsicht besonders erfreulich ist, dass die empfohlene Menge tierischer Produkte für eine Ernährung mit Fisch und Fleisch deutlich reduziert wurde. Denn der Konsum von weniger Fleisch, Eiern, Fisch, Milch und Milchprodukten trägt nicht nur zum Klimaschutz bei, sondern ist eine effektive Möglichkeit, Tierleid zu verringern. 

Zudem wurde erstmals eine Ernährungsempfehlung für eine vegetarische – also eine fleisch- und fischlose, jedoch Eier und Milch einschließende – Ernährung veröffentlicht. Hülsenfrüchte sind dabei ein unverzichtbarer Bestandteil. Alle Details und die übersichtlichen Ernährungspyramiden findest du hier.

Mythos: Solange das Fleisch aus Österreich stammt oder das AMA-Gütesiegel trägt, kann ich mich darauf verlassen, dass die Tiere gut gelebt haben. 

Fakt: Das AMA-Basis-Gütesiegel ist aus Tierschutzsicht leider absolut unzureichend. Auch wenn Konsument:innen in den Werbekampagnen schöne Bilder mit scheinbar glücklichen Tieren gezeigt werden, hat das Siegel an sich nichts mit Tierwohl zu tun. Die Wahrheit ist, dass es kaum über die ohnehin gesetzlich verpflichtenden Mindeststandards hinausgeht. 

Diese Mindeststandards bedeuten vor allem in der Schweinehaltung massives Tierleid wie Vollspaltenböden, keine Einstreu, nicht ausreichend Platz oder Auslauf ins Freie, betäubungslose Ferkelkastration und routinemäßiges Schwanzkupieren. Auch in der Rindermast sieht kaum ein Rind eine Weide, sondern steht auf betonhartem Vollspaltenboden ohne ausreichend Bewegungsfreiheit. Beim Geflügel in Österreich sind die Mindeststandards im Vergleich mit dem EU-Ausland zwar besser, aber aus Tierschutzsicht nach wie vor unzureichend. Masthühner leiden aufgrund ihrer Qualzucht unter ihrer rapiden Gewichtszunahme, die unter anderem zu Fehlstellungen der Beine, Lahmheiten und massiven Gelenksproblemen führen kann. Bei österreichischen Puten ist sogar das Schnabelkupieren erlaubt. 

Unter Bedingungen der gesetzlichen Mindeststandards oder auch beim AMA-Basis-Gütesiegel werden die Tiere dem Haltungssystem angepasst und dafür zurechtgestutzt. Es sollte aber genau umgekehrt sein: Die Haltungsform sollte den Bedürfnissen der Tiere angepasst werden. 

VIER PFOTEN empfiehlt Konsument:innen, denen Tierwohl am Herzen liegt und die auf tierische Produkte nicht verzichten können bzw. wollen, weniger und dafür Fleisch aus Haltung mit höchsten Tierschutzstandards zu konsumieren. 

Mythos: Wenn ich nur Bio-Fleisch kaufe, brauche ich kein schlechtes Gewissen haben. 

Fakt: Auch wenn Tieren in biologischer Haltungsform mehr Platz und Auslauf ins Freie zur Verfügung stehen, ist der Konsum von Bio-Fleisch aus Tierschutzsicht nicht gänzlich unproblematisch. Denn mehr Platz bedeutet nicht automatisch mehr Tierwohl. So ist zum Beispiel sogar in der Biohaltung von Schweinen und Rindern erlaubt, dass 50% der Buchtenfläche ein Spaltenboden sein darf.  

Außerdem gibt es, genauso wie in der konventionellen Haltung, in der Bio-Haltung problematische Praktiken, wie z.B. die Ferkelkastration oder das Enthornen von Kälbern. Auch wenn die Eingriffe, im Gegensatz zur konventionellen Haltung, in Österreich in Narkose durchgeführt werden, werden die Tiere trotzdem für das System “Nutztierhaltung” zurechtgestutzt.  

Und man darf natürlich nicht vergessen, dass ein Tier aus biologischer Haltung ebenso getötet wird und in der Regel, ebenso wie in der konventionellen Haltung, viel zu früh sein Leben lassen muss. Die EU-Bio Verordnung macht keine strengeren Vorschriften zu Transport und Schlachtung (eine Ausnahme ist, dass Elektrotreiber nicht erlaubt sind). Der Transport der Bio-Tiere darf genau wie bei den konventionellen Artgenossen bis zu acht Stunden dauern. Beim Schlachtprozess von Bio-Tieren gibt es in der Regel keinen Unterschied zur Schlachtung von konventionellen Tieren.  

Mythos: Die Tierschutzstandards in Österreich sind höher als anderswo. 

Fakt: Österreich gibt sich gerne als Vorzeigeland in Sachen Tierschutz. Auch wenn es in manchen Bereichen teilweise bessere Haltungsbedingungen für manche Tiere gibt, sieht man in vielen anderen Bereichen große Missstände und Handlungsbedarf, gerade in der Zucht, der Haltung und im Umgang mit sogenannten Nutztieren. Nach wie vor stehen nicht die Bedürfnisse des Tieres im Mittelpunkt, sondern die Wirtschaftlichkeit.  

Um nur ein Beispiel zu nennen: Millionen Schweine und auch Mastrinder leiden ihr ganzes Leben auf harten Beton-Vollspaltenböden. Aber auch die betäubungslose Ferkelkastration oder die Anbindehaltung sind aus Tierschutzsicht vollkommen inakzeptabel. Außerdem trägt Österreich auch mit den Tiertransporten in Drittländern zu großem Tierleid bei – die Verantwortung dafür kann nicht an den Grenzen Österreichs abgegeben werden. 

Mythos: Für pflanzliche Alternativen aus Soja wird Regenwald abgeholzt. 

Fakt: Über drei Viertel der globalen Sojaproduktion wird als Futtermittel für die Fleisch- und Milchindustrie verwendet. Lediglich 7% des Sojas wird für die Produktion von Lebensmitteln wie Tofu, Sojamilch oder Tempeh verwendet. Dass also pflanzliche Alternativen aus Soja für die Abholzung des Regenwaldes verantwortlich sein sollen, ist ein Mythos. Gerade der hohe Fleischkonsum in den Ländern des globalen Nordens ist der Haupttreiber von Regenwaldabholzung und Biodiversitätsverlust und heizt die Klimakrise weiter an. 

Obwohl sich Österreich unter den Top 5 der Sojaproduzenten im EU-Vergleich befindet, werden immer noch unzählige Tonnen an Futtermittel-Soja für die Fleischproduktion vor allem aus Übersee importiert. 

In Österreich angebautes Soja wird nicht nur zur menschlichen Ernährung eingesetzt, rund die Hälfte landet ebenso in den Futtertrögen von Schweinen, Hühner und auch Rindern. Es wäre deutlich sinnvoller, die Sojabohnen für den menschlichen Konsum zu verarbeiten und selbst zu essen, als immense Mengen an Sojabohnen in die Futtertröge von landwirtschaftlich genutzten Tieren zu werfen. 

Mythos: Mein persönlicher Fleischkonsum macht keinen Unterschied. 

Fakt: Auch wenn eine einzelne Person nicht die gesamte Tierindustrie ad hoc verändern kann, trägt jeder Griff zu fleischlosen Lebensmitteln im Supermarktregal dazu bei, die Nachfrage nach tierischen Produkten – und folglich der Anzahl der Tiere in der Landwirtschaft – zu reduzieren. 

Tatsächlich ist die Ernährung ein großer Faktor im Kampf für den Tierschutz. So wurde in einer VIER PFOTEN Studie eindrucksvoll gezeigt, dass bei einer Reduktion des Fleischkonsums weniger Tiere gehalten werden müssten – und so nicht nur entsprechend mehr Platz und damit mehr Lebensqualität für die verbleibenden Tiere vorhanden wäre, sondern auch alle auf der Weide leben könnten. Aber auch die Emissionen von Treibhausgasen würden sich verringern. Klares Fazit: Je weniger Fleisch, desto besser für die Tiere, die Umwelt und letztendlich auch den Menschen. 

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