Geflügeltransport in Deutschland

Tiertransporte von Zuchtrindern in Drittländer

Ein lukratives Geschäft auf Kosten der Tiere

1.12.2020

Unglaubliche 28,2 Millionen Tiere wurden im Jahr 2019 aus Österreich in die EU und in Drittstaaten exportiert. Darunter sind jährlich rund 19.000 Zuchtrinder, die tage- und wochenlang über weite Strecken in Drittländer transportiert werden. Wir erklären, was dahintersteckt.

Was sind Zuchtrinder und warum werden sie in Drittstaaten exportiert?

Siehe Grafik links

Der Verkauf von Zuchtrindern ist ein lukratives Geschäft für Österreich. Die Rinder werden unter dem Deckmantel des Aufbaus einer Zuchtpopulation im Zielland verkauft, da man den österreichischen Rassen eine besonders gute Qualität nachsagt.

Die verkauften Rinder sind meist trächtige Kalbinnen (so nennt man Kühe, die zum ersten Mal besamt wurden und noch keine Milch geben), die dann im Zielland ihr erstes Kalb gebären. Würden man mit diesen Tieren tatsächlich eine Zuchtpopulation aufbauen, würden sie bald wieder besamt werden und mehrere Kälber gebären. 

Doch die Realität sieht oft anders aus:

  • Zum einen ist nicht nur das Schicksal der Kalbinnen, sondern auch das der Kälbchen, die im Zielland geboren werden, ungewiss. Es ist möglich, dass die Kälbchen gemästet und geschlachtet werden, es kann aber auch sein, dass sie abermals verkauft und weitertransportiert werden.
  • Danach werden die Kühe (ehemalige Kalbinnnen) "ausgemolken", das heißt so lange gemolken, bis ihre Laktation vorbei ist, und ihre Milch verkauft.
  • Die Kühe werden dann in den Drittländern in der Regel unter äußerst grausamen Bedingungen geschlachtet.

    An Belegen, dass tatsächlich Zuchtpopulationen aufgebaut werden, fehlt es nach wie vor!
     
  • Und damit beginnt der Kreislauf von vorne. Die Zielländer kaufen neue "Zuchtrinder" aus Österreich.

 

Wie kommt ein Zuchtrind von Österreich nach Aserbaidschan?

Siehe Grafik in der Mitte

Die Antwort ist: Unter grausamsten Bedingungen.

  • Die Kalbinnen werden in Österreich verkauft, für den Transport vorbereitet (Quarantäne) und auf den Transporter verladen.
  • Auf dem Transporter hat jedes Tier ca. 1,6 m² Platz, das ist gerade einmal so viel wie ein Esstisch für sechs Personen. Neben Platzmangel, Hunger und Durst leiden die Tiere leiden oft unter enormer Hitze oder extremer Kälte .
  • Stunden- oder tagelange Wartezeiten an Grenzen, in denen die Tiere nicht abgeladen und tiergerecht versorgt werden können, sind keine Seltenheit und lassen die Tiere unsäglich leiden.
  • Nach 14 Stunden Fahrt ist für Rinder eine Stunde Pause vorgeschrieben. Sie müssen nicht abgeladen werden, sondern nur Wasser und Futter bekommen, was jedoch häufig nicht geschieht. Die Pausen finden oft neben der Straße, auf lauten Raststationen oder leider auch gar nicht statt.
  • Nach insgesamt 29 Stunden Fahrt ist dann eine Pause von mindestens 24 Stunden vorgeschrieben, in der die Tiere in einer Versorgungsstation (einer so genannten "Kontrollstelle") abgeladen, und anschließend gefüttert und getränkt werden müssen, und wo sie sich erholen sollen. 

    Innerhalb der EU gibt es zertifizierte Versorgungsstationen, deren Adressen und Versorgungsmöglichkeiten für die jeweiligen Tierarten in einer Liste im Internet öffentlich abrufbar sind. Für Drittländer gibt es jedoch keine solche Liste. In der Regel gibt es in den Drittländern, in die Tiere exportiert werden, keine Versorgungsstationen und diejenigen, die es angeblich gibt, entsprechen nicht den EU-Vorschriften, geschweige denn wurden sie durch ein einheitliches Zertifizierungssystem akkreditiert.

    Manchmal existieren die Kontrollstellen auch nur auf dem Papier oder werden umfahren, und die Tiere müssen tagelang durchgehend auf dem LKW ausharren.
  • Insgesamt dauert der Transport von Österreich nach Aserbaidschan mindestens sieben Tage, mindestens drei Mal muss (oder müsste) auf der langen Strecke für 24 Stunden Pause gemacht werden. Dies wird oft nicht eingehalten und nicht ausreichend kontrolliert.
  • Nach Ankunft ist das Schicksal der Tiere ungewiss. Sie können am Zielort bleiben, weitertransportiert oder aber auch nach einiger Zeit schon geschlachtet werden.
     

Wohin werden österreichische Tiere allgemein exportiert?

Siehe Grafik rechts

Grob kann man sagen, dass sich die unglaubliche Summe von fast 26 Millionen Tieren, die jährlich aus Österreich exportiert werden, zusammensetzt aus:

  • Zuchtrindern, das sind meist trächtige Kalbinnen (das heißt, dass sie mit ihrem ersten Kalb schwanger sind), die auf Direkttransporten über Tage und Wochen in Drittstaaten wie Aserbaidschan, Russland oder in die Türkei gebracht werden (unter dem Deckmantel des Aufbaus einer Zuchtpopulation, mehr dazu hier)
  • Kälbern, die als Nebenprodukt der Milchindustrie zur Mast in EU-Staaten (z.B. Italien oder Spanien) gebracht werden,  von wo aus sie oftmals in Drittstaaten weiter transportiert werden
  • Hühner - und Putenküken, die millionenfach zum Beispiel nach Deutschland, Ungarn oder Polen für die Mast verkauft werden
  • Schlachtreifen Rindern, Schweinen, Schafen und Ziegen, die noch lebend in die Zielländer transportiert werden, wo sie dann geschlachtet werden

Wie können wir Tiertransporte stoppen?

VIER PFOTEN kämpft seit Jahren sowohl auf nationaler als auch auf EU-Ebene für ein Verbot von Langstreckentransporten und eine dringend notwendige Überarbeitung der Transportverordnung. 

Was können Sie gegen Tiertransporte tun?

  • VIER PFOTEN Petition gegen Tiertransporte unterschreiben!
  • Auf Herkunft UND Haltung achten! Gütesiegel mit hohen Tierschutzstandards bevorzugen
  • Biologische, saisonale und regionale Produkte kaufen.
  • Fleischkonsum außer Haus (Gastro, Kantinen, Imbiss) reduzieren, da die Herkunft des Fleisches dort oft gänzlich unbekannt ist.
  • Besonders in der Gastro: Nachfragen, wo die tierischen Produkte herkommen und wie die Tiere gehalten wurden.
  • Weniger Fleisch und Milchprodukte konsumieren, pflanzliche Alternativen ausprobieren. Das 3-R-Prinzip gibt hier einen praktischen Leitfaden.
Tiertransporte stoppen

Verändern Sie Millionen Leben


Helfen Sie uns, grausame Tiertransporte zu beenden

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