
Eingriffe bei Ziegen
Ziegen werden an die für die Landwirtschaft günstigen Bedingungen angepasst - mit schlimmen Folgen für ihr Wohl.
Ziegen in der Landwirtschaft werden mehreren schmerzhaften Eingriffen unterzogen. Diese werden meist ohne Betäubung und Schmerzlinderung durchgeführt. Und wozu? Für mehr Wirtschaftlichkeit und damit billigere tierische Produkte.





*Globalisierung bedeutet weltweiten Handel – und damit auch Handel mit Tierleid! Nicht alle grausamen Praktiken werden in jedem Land durchgeführt, da die Rechtslage unterschiedlich ist: Während in einigen Ländern bestimmte Praktiken illegal sind, sind sie in anderen gar nicht geregelt. Dennoch können durch freien Handel im Rahmen der Globalisierung Produkte importiert werden, die aus Haltungssystemen mit viel Tierleid stammen. Außerhalb Deutschlands müssen die Tiere auch diese Praktiken erleiden.
Enthornung
- Zweck: Um zu verhindern, dass sich die Tiere gegenseitig oder das Personal auf engem Raum verletzen. Es ist eine vermeintliche Lösung für eine nicht artgemäße Tierhaltung.1 Wenn die Haltungssysteme nicht den Bedürfnissen der Ziegen entsprechen, kommt es zu Verletzungen, die als Argumentationsgrundlage für das Enthornen genutzt werden.
- Verfahren:
- Enthornen bei Kitzen: Bevor die Hörner ausbrechen, werden die Hornansätze der Kitze vor allem thermisch (Ausbrennen mit einem Brenneisen), aber auch chemisch (ätzende Paste) oder chirurgisch (Herausschneiden mit einem Schaber) zerstört. Da die Hornansätze sehr nervenreich sind, ist das Entfernen sehr schmerzhaft – und dennoch wird es weltweit oft ohne Betäubung oder Schmerzmittel durchgeführt. Aufgrund der besonderen Lage der Hornansätze bei Ziegen, des hornbildenden Gewebes und der Schädeldecke2 bergen diese Eingriffe das Risiko einer Nasennebenhöhlenentzündung sowie für Verletzungen des Gehirns und der Hirnhaut, die eine hohe Sterblichkeitsrate zur Folge haben. Selbst wenn es nicht zu den verfahrensbedingten Verletzungen kommt, sind die kurz- und langfristigen Folgen sehr schmerzhaft und zeigen sich auch im alltäglichen Umgang mit den Tieren. In Österreich dürfen Kitze, bis zu einem Alter von vier Wochen, enthornt werden, wenn der Eingriff von einem Tierarzt nach wirksamer Betäubung und mit postoperativ wirksamer Schmerzbehandlung durchgeführt wird.
- Enthornung bei ausgewachsenen Tieren*: Die bereits vorhandenen Hörner werden entfernt (mit einer Säge oder Zange). Dieses Verfahren ist weniger verbreitet als das Enthornen bei Kitzen, da es noch invasiver, schmerzhafter und gefährlicher für die Tiere ist (in Österreich verboten).
- Informationen: Durch das Enthornen werden agonistische Reaktionen nicht verringert, sondern die Art der Verletzungen von offenen Wunden durch die Hörner werden hin zu Verletzungen in tieferen Muskelbereichen oder Knochen verlagert. Das generelle Risiko für Verletzungen und sozialen Stress kann durch mehr Platz, eine angepasste Stallgestaltung, gutes Management und eine gute Mensch-Tier-Beziehung minimiert werden.
- VIER PFOTEN fordert: Ein länderübergreifendes Verbot des Enthornens von Ziegen. Artgemäße Haltungsmethoden machen Amputation von Körperteilen überflüssig.
Kastration männlicher Kitze
- Zweck: Verhinderung des „ziegenartigen“ Geruchs des Fleisches der männlichen Tiere und Einschränkung ihrer Fruchtbarkeit. Die Ziegenböcke werden dadurch außerdem einfacher in der Handhabung.3
- Verfahren: Die Kastration kann auf verschiedene Weise durchgeführt werden:
- Die weltweit gängigste, aber in Österreich verbotene Methode bei Ziegen, ist die Verwendung eines Gummirings, der die Blutzufuhr unterbricht und innerhalb von vier bis sechs Wochen zu einer Verkümmerung führt. Diese Methode geht mit möglichen chronischen Entzündungen, Sepsis und Schmerzen einher.
- Zwei weitere Methoden sind die chirurgische Kastration (Messer/Skalpell) und die Kastration mit einer Burdizzo-Zange, welche die Samenstränge zerquetscht und Schwellungen, Entzündungen sowie große Schmerzen verursacht.
- Alle diese Methoden sind sehr schmerzhaft und werden dennoch in vielen Ländern ohne Betäubung und (ausreichende) Schmerzmittel durchgeführt. In Österreich ist die Kastration erlaubt, wenn der Eingriff von einem/einer Tierärzt:in oder Viehschneider:in, nach wirksamer Betäubung und mit postoperativ wirksamer Schmerzbehandlung durchgeführt wird.
- VIER PFOTEN fordert: Eine chirurgische Kastration (Skalpell) durch eine:n Tierärzt:in mit Betäubung und multimodaler Schmerzlinderung in allen Ländern. Eine Alternative zur Kastration stellt das Halten von intakten, also unkastrierten Böcken in Herden ohne weibliche Tiere, mit reichlich Platz und gutem Management dar.
Ohrmarken, Tätowierungen*, Ohrkerben*
- Zweck: Identifikation
- Verfahren:
- Ohrmarken: Die Ohren werden durchstochen, um Ohrmarken zu befestigen.
- Tätowierungen*: Mit einer scharfen Nadel wird die Haut der Ziege durchstochen, um Tinte unter die Haut zu bringen (in Österreich nur unter bestimmten Voraussetzungen erlaubt).
- Ohrkerben*: Mit einer Zange wird ein kleines Stück des Ziegenohrs entfernt (in Österreich verboten).
- Alle Methoden sind schmerzhaft4 und werden meist ohne Betäubung und Schmerzmittel durchgeführt.
- VIER PFOTEN fordert: Ein Verbot von schmerzhaften und verstümmelnden Kennzeichnungsmethoden.
Laparoskopische Besamung*
- Zweck: Um den Zuchterfolg zu verbessern, werden die Tiere durch einen Eingriff künstlich besamt.
- Verfahren: Die Ziegen werden in einer speziellen Wiege fixiert. Es werden zwei Schnitte direkt am Bauch der Ziegen vorgenommen, der Bauch wird mit Luft aufgeblasen und mit dem Laparoskop inspiziert, dann wird die Besamung über einen anderen Kanal durchgeführt. Während und nach dem Eingriff gibt es keine Schmerzmittel für das Tier, sondern nur eine leichte Sedierung, die nicht obligatorisch ist. Diese soll nur der leichteren Handhabung des Tieres dienen und bewirkt keine Schmerzlinderung (in Österreich verboten).
- Informationen: Diese Form der künstlichen Befruchtung kann mit verschiedenen Komplikationen verbunden sein.5
- VIER PFOTEN fordert: Ein Verbot der laparoskopischen Besamung in allen Ländern.
Forderungen von VIER PFOTEN zu Eingriffen bei Ziegen:
- Ein Verbot des Enthornens von Ziegen in allen Ländern.
- Die Kastration von (männlichen) Ziegen darf in Österreich und in anderen Ländern ausschließlich von einem/r Tierärzt:in unter Betäubung und multimodaler Schmerzlinderung durchgeführt werden.
- Ein Verbot von schmerzhaften und verstümmelnden Kennzeichnungsmethoden (Ohrmarken, Tätowierungen, Ohrkerben) in allen Ländern.
- Ein Verbot der laparoskopischen Besamung in allen Ländern.
- Es ist wichtig, nicht nur die Symptome zu behandeln, die bei einer nicht artgemäßen Haltung auftreten können, sondern auch die Ursachen zu beseitigen – das Haltungssystem sollte an das Tier angepasst werden, nicht andersherum!
Quellenverweis
2. Hempstead MN, Waas JR, Stewart M, Sutherland MA. Goat kids are not small calves: Species comparisons in relation to disbudding. Animal Welfare. 2020; 29(3):293–312. doi:10.7120/09627286.29.3.293
3. Chen Y-A, Chen J-Y, Chen W-Q, Wang W-Y, Wu H-H. Effects of Castration Age on the Growth Performance of Nubian Crossbred Male Goats. Animals. 2022; 12(24):3516. doi:10.3390/ani12243516
4. Steagall PV, Bustamante H, Johnson CB, Turner PV. Pain management in farm animals: focus on cattle, sheep and pigs. Animals. 2021; 11(6):1483. doi:10.3390/ani11061483
5. Sathe SR. Laparoscopic Artificial Insemination Technique in Small Ruminants - A Procedure Review. Frontiers in Veterinary Science. 2018; 5:266. doi: 10.3389/fvets.2018.00266




