Schafsherde

Eingriffe bei Schafen

Schafe werden an die für die Landwirtschaft günstigen Bedingungen angepasst – mit schlimmen Folgen für ihr Wohl.

10.11.2025

Schafe werden mehreren schmerzhaften Eingriffen unterzogen. Diese werden meist ohne Betäubung und Schmerzlinderung durchgeführt. Und wozu? Für mehr Wirtschaftlichkeit und damit billigere tierische Produkte.

Eingriffe bei Schafen
Schwanzkupieren
Lämmerverstümmelung (Mulesing)*
Kastration männlicher Lämmer
Laparoskopische Besamung*
Tätowierung*, Ohrmarken, Ohrkerben*
Schafe mit kupierten SchwänzenLämmerverstümmelungSkalpel genutzt für KastrationenSchaf mit LämmchenLamm mit Ohrmarke

*Globalisierung bedeutet weltweiten Handel – und damit auch Handel mit Tierleid!  Nicht alle grausamen Praktiken werden in jedem Land durchgeführt, da die Rechtslage unterschiedlich ist: Während in einigen Ländern bestimmte Praktiken illegal sind, sind sie in anderen gar nicht geregelt. Dennoch können durch freien Handel im Rahmen der Globalisierung Produkte importiert werden, die aus Haltungssystemen mit viel Tierleid stammen. Außerhalb Deutschlands müssen die Tiere auch diese Praktiken erleiden.

Lämmerverstümmelung*

  • Zweck:  Verhinderung von Fliegenmadenbefall (Myiasis). Darunter versteht man den Befall der Haut und darunterliegendem Gewebe eines lebenden Schafes durch Schmeißfliegen. Diese legen ihre Eier in die feuchten, warmen Hautfalten des Hinterteils des Schafes ab, aus denen sich später Larven entwickeln und Infektionen verursachen und sogar den Tod für die Tiere bedeuten kann.  Die in Australien gezüchteten, besonders faltigen Merinoschafe sind sehr anfällig für Fliegenmadenbefall, weil ihre Falten die Feuchtigkeit länger halten als Schafe mit weniger Hautfalten. Zusätzlich schützt diese grausame Praxis die Lämmer auch nicht immer vor Fliegenmadenbefall, da auch andere Körperteile der Schafe befallen sein können.2,3
  • Verfahren: Lämmer werden im Alter von 2 bis 12 Wochen in einer Vorrichtung fixiert, wo ihnen mit einer Schere und meist ohne angemessene Betäubung oder Schmerzlinderung die Haut um das Gesäß herum abgeschnitten wird.  Die Tiere leiden mehrere Wochen große Schmerzen1 (in Österreich verboten - es werden jedoch viele Merinowolltextilien, die mit diesem Tierleid behaftet sind, in Österreich ver- und gekauft).
  • Informationen: Millionen von Lämmern müssen in Australien jedes Jahr diese grausame Tortur über sich ergehen lassen. Die Folgen der Verstümmelung erhöhen unter anderem die Sterblichkeit der Lämmer. Es gibt viele Alternativen zu diesem Eingriff (intradermale Substanzen, Scheren des Steißbereichs, Insektizide), aber VIER PFOTEN sieht als beste Option die Zucht von Schafen, die weniger Hautfalten haben und somit resistent gegen den Fliegenmadenbefall sind. Das Verstümmeln von Lämmern muss in Australien, dem letzten Land, wo noch Lämmerverstümmelung praktiziert wird, verboten werden. Lesen Sie mehr über unsere Kampagne gegen Lämmerverstümmelung. 
  • VIER PFOTEN fordert: Ein Verbot der Lämmerverstümmelung. Wir fordern Unternehmen und Industrievertreter:innen auf, Wolle aus dieser grausamen Praxis nicht mehr zu beziehen - es gibt viele tierfreundlichere Alternativen. Erfahren Sie hier mehr über unsere Arbeit zur Abschaffung der Lämmerverstümmelung.

Schwanzkupieren

  • Zweck:  Aufrechterhaltung der Hygiene und Vorbeugung gegen Fliegenmadenbefall.
  • Verfahren:  Der Schwanz oder ein Teil des Schwanzes von unter sieben Tagen alten Lämmern wird mit einem Gummiring entfernt. Dieser unterbricht die Blutzirkulation, wodurch der Schwanz nach 4-6 Wochen abfällt. Diese Methode ist in Österreich nicht erlaubt. In Österreich darf der Schwanz von unter sieben Tage alten Lämmern mit einem Gerät kupiert werden, welches scharf schneidet und gleichzeitig verödet. Der Eingriff muss durch eine sachkundige Person mit wirksamer Schmerzbehandlung, welche auch postoperativ wirkt, durchgeführt werden oder durch eine:n Tierärzt:in nach wirksamer Betäubung und anschließender Verwendung schmerzstillender Mittel. Obwohl viele Studien gezeigt haben, dass alle Methoden des Schwanzkupierens erhebliche Schmerzen verursachen, werden die betroffenen Lämmer in vielen Ländern weder während des Eingriffs noch danach mit einer angemessenen Schmerzlinderung oder Betäubung versorgt.4 Darüber hinaus kann das Schwanzkupieren langfristige Folgen wie chronische Schmerzen und eine übermäßige Schmerzempfindlichkeit haben.5 Es kann auch verschiedene schwerwiegende Risiken wie rektale und vaginale Probleme6,7, Krebs in der Dammregion aufgrund der Sonneneinstrahlung8 und bakterielle Arthritis begünstigen.9
  • Informationen: Esist wichtig, Fliegenmadenbefall (Myiasis) vorzubeugen, da dieser sich sehr negativ auf die Gesundheit und das Wohlergehen der Schafe auswirken kann. Dafür gibt es jedoch andere und weniger invasive Präventionsmethoden als das Kupieren der Schwänze, wie die Zucht von Schafen mit kürzeren Schwänzen sowie ein besseres Management. Bessere Managementstrategien könnten Durchfall und Verschmutzung verhindern, und das Scheren der Steißregion würde die Gefahr auf Fliegenmadenbefall verringern.10 Außerdem gibt es viele Studien, die widerlegen, dass das Schwanzkupieren effektiv gegen Fliegenmadenbefall wirkt, da die Fliegenabwehr durch den fehlenden Schwanz behindert wird, wodurch es bei kupierten Schafen sogar zu einem stärkeren Befall kommen kann.11 Daher sollte das Kupieren des Schwanzes nur in medizinisch begründeten Einzelfällen mit Betäubung und multimodaler Schmerzbehandlung durch eine:n Tierärzt:in erfolgen. Anstelle des Schwanzkupierens sollte die Aufrechterhaltung der Hygiene und die Prävention von Krankheiten durch Selektion der Schwanzlänge in der Zucht sowie verbesserte Managementmaßnahmen sichergestellt werden.
  • VIER PFOTEN fordert:  Ein generelles Verbot des Schwanzkupierens in allen Ländern. Hygiene muss durch entsprechende Fütterung (zur Vermeidung von Durchfall) und Pflege (Scheren von Schwanz und Hinterteilen) gewährleistet sein. Artgemäße Haltungssyteme machen Amputation von Körperteilen überflüssig.

Ohrmarken, Tätowierungen*, Ohrkerben*

  • Zweck: Identifizierung
  • Verfahren: DieMethoden zur Kennzeichnung mit Ohrmarken, Tätowierungen* oder Ohrkerben* sind schmerzhaft12 und werden meist ohne Betäubung und Schmerzmittel durchgeführt.
    • Ohrmarken: Die Ohren werden durchstochen, um Ohrmarken anzubringen.
    • Tätowierung*: Mit einer scharfen Nadel wird die Haut des Schafes durchstochen, um Tinte unter die Haut zu bringen (in Österreich nur unter bestimmten Voraussetzungen erlaubt).   
    • Einkerben der Ohren*: Mit einer Zange wird ein kleines Stück der Ohren des Schafes entfernt (in Österreich verboten).
  • VIER PFOTEN fordert:  Ein Verbot von schmerzhaften und verstümmelnden Kennzeichnungsmethoden.

Kastration männlicher Lämmer

  • Zweck: Einschränkung der Fruchtbarkeit männlicher Tiere, um ungewollte Vermehrung zu vermeiden und für einfachere Handhabung der männlichen Tiere. 
  • Verfahren: Die Kastration kann auf verschiedene Weise durchgeführt werden:
    • Die weltweit gängigste aber in Österreich verbotene Methode bei Schafen ist die Verwendung eines Gummirings, der die Blutzufuhr unterbricht und innerhalb von vier bis sechs Wochen zu einer Verkümmerung führt. Diese Methode geht mit möglichen chronischen Entzündungen, Sepsis und starken Schmerzen einher. 
    • Andere Methoden sind die chirurgische Kastration (Messer/Skalpell) und die Kastration mit einer Burdizzo-Zange, durch welche die Samenstränge stark gequetscht werden, was zu Schwellungen und Entzündungen sowie zu starken Schmerzen führt.13 All diese Methoden sind sehr schmerzhaft und werden in anderen Ländern dennoch meist ohne Betäubung und (ausreichende) Schmerzmittel durchgeführt. In Österreich darf dieser Eingriff durch eine:n Tierärzt:in oder eine:n Viehschneider:in, mit Betäubung und postoperativer Schmerzbehandlung durchgeführt werden. 
  • VIER PFOTEN fordert:  Eine chirurgische Kastration (Skalpell) durch eine:n Tierärzt:in mit Anästhesie und multimodaler Schmerzlinderung in allen Ländern. Eine Alternative zur Kastration stellt das Halten von intakten Böcken in Herden ohne weibliche Tiere, mit reichlich Platz und gutem Management dar.

Laparoskopische Besamung*

  • Zweck:  Um den Zuchterfolg zu verbessern, werden Mutterschafe künstlich durch einen Eingriff besamt.
  • Verfahren: Die Schafe werden in einer speziellen Wiege fixiert. Es werden zwei Einschnitte direkt am Bauch des Schafes vorgenommen, der Bauch wird mit Luft aufgeblasen und mit dem Laparoskop inspiziert und dann über einen anderen Kanal besamt. Während und nach dem Eingriff steht dem Tier keine Schmerzlinderung zur Verfügung. Während des Eingriffs gibt es nur eine leichte Sedierung, die nicht obligatorisch ist, sondern nur der leichteren Handhabung des Tieres dient und keine Schmerzlinderung bewirkt (in Österreich verboten).
  • Informationen:  Es gibt Hinweise darauf, dass diese Form der künstlichen Befruchtung zu einer recht hohen Sterblichkeitsrate bei den Embryonen führt14und dass sie aufgrund des häufig unerfahrenen Personals, welches den Eingriff durchführt, auch mit verschiedenen Komplikationen verbunden sein kann.15
  • VIER PFOTEN fordert: Ein Verbot der laparoskopischen künstlichen Befruchtung in allen Ländern.

Forderungen von VIER PFOTEN zu Eingriffen bei Schafen:

  • Ein nationales Verbot von Lämmerverstümmelung (Mulesing). Zusätzlich fordern wir Modeunternehmen und Branchenvertreter:innen auf, diese Praxis aus ihrer Lieferkette auszuschließen.   
  • Ein generelles Verbot des Schwanzkupierens in Österreich und allen Ländern.  
  • Ein länderübergreifendes Verbot von schmerzhaften und verstümmelnden Kennzeichnungsmethoden. 
  • Die Kastration von (männlichen) Schafen in allen Ländern darf ausschließlich von einem/einer Tierärzt:in durchgeführt werden, mit Betäubung und multimodaler Schmerzlinderung.  
  • Ein Verbot der laparoskopischen künstlichen Besamung in allen Ländern. 
  • Es ist wichtig, nicht nur die Symptome zu behandeln, die bei einer nicht artgemäßen Haltung auftreten können, sondern auch die Ursachen zu beseitigen – das Haltungssystem sollte an das Tier angepasst werden, nicht andersherum! 
Lämmchen zwischen anderen Schafen

Lernen Sie mehr über Schafe


Hier klicken

Quellenverweis

1. Fisher AD. Addressing pain caused by mulesing in sheep. Applied Animal Behaviour Science. 2011; 135(3):232–240. 
2. Hemsworth PH, Barnett JL, Karlen GM, Fisher AD, Butler KL, Arnold NA. Effects of mulesing and alternative procedures to mulesing on the behaviour and physiology of lambs. Applied Animal Behaviour Science. 2009; 117(1):20–27. doi:10.1016/j.applanim.2008.12.007 
3. Colvin AF, Reeve I, Kahn LP, Thompson LJ, Horton BJ, Walkden-Brown SW. Australian surveys on incidence and control of blowfly strike in sheep between 2003 and 2019 reveal increased use of breeding for resistance, treatment with preventative chemicals and pain relief around mulesing. Veterinary Parasitology: Regional Studies and Reports. 2022; 31:100725. doi:10.1016/j.vprsr.2022.100725 
4. Gascoigne E, Mouland C, Lovatt F. Considering the 3Rs for castration and tail docking in sheep. In Practice. 2021; 43(3):152–162. doi:10.1002/inpr.29 
5. Larrondo C, Bustamante H, Paredes E, Gallo C. Long-term hyperalgesia and traumatic neuroma formation in tail-docked lambs. Animal Welfare. 2019; 28(4):443–454. doi:10.7120/09627286.28.4.443 
6. Thomas DL, Waldron DF, Lowe GD, Morrical DG, Meyer HH, High RA, Berger YM, Clevenger DD, Fogle GE, Gottfredson RG, et al. Length of docked tail and the incidence of rectal prolapse in lambs. Journal of Animal Science. 2003; 81(11):2725–2732. doi:10.2527/2003.81112725x 
7. Fisher MW, Gregory NG, Kent JE, Scobie DR, Mellor DJ, Pollard JC. Justifying the appropriate length for docking lambs’ tails - a review of the literature. Proceedings of the New Zealand Society of Animal Production. 2004; 64. 
8. Swan RA, Chapman HM, Hawkins CD, Howell JM, Spalding VT. The epidemiology of squamous cell carcinoma of the perineal region of sheep: Abattoir and flock studies. Australian Veterinary Journal. 1984; 61(5):146–151. doi:10.1111/j.1751-0813.1984.tb07218.x 
9. Lloyd J, Kessell A, Barchia I, Schröder J, Rutley D. Docked tail length is a risk factor for bacterial arthritis in lambs. Small Ruminant Research. 2016; 144:17–22. doi:10.1016/j.smallrumres.2016.07.018 
10. James PJ. Genetic alternatives to mulesing and tail docking in sheep: a review. Australian Journal of Experimental Agriculture. 2006; 46(1):1–18. 
11. Graham MJ, Kent JE, Molony V. Effects of four analgesic treatments on the behavioural and cortisol responses of 3-week-old lambs to tail docking. The Veterinary Journal. 1997; 153(1):87–97. doi:10.1016/S1090-0233(97)80013-5 
12. Steagall PV, Bustamante H, Johnson CB, Turner PV. Pain management in farm animals: focus on cattle, sheep and pigs. Animals. 2021; 11(6):1483. doi:10.3390/ani11061483 
13. Masłowska K, Mizzoni F, Dwyer CM, Wemelsfelder F. Qualitative behavioural assessment of pain in castrated lambs. Applied Animal Behaviour Science. 2020; 233:105143. doi.org/10.1016/j.applanim.2020.105143 
14. Evans G. Current Topics in Artificial Insemination of Sheep. Australian Journal of Biological Sciences. 1988; 41(1):103–116. doi:10.1071/bi9880103 
15. Sathe SR. Laparoscopic Artificial Insemination Technique in Small Ruminants - A Procedure Review. Frontiers in Veterinary Science. 2018; 5:266. doi: 10.3389/fvets.2018.00266 

Jetzt teilen!

Suche