Gans nach Lebendrupf

Eingriffe bei Wassergeflügel

Wassergeflügel werden an die für die Landwirtschaft günstigen Bedingungen angepasst – mit schlimmen Folgen für ihr Wohl.

10.11.2025

Wassergeflügel werden mehreren schmerzhaften Eingriffen unterzogen. Diese werden meist ohne Betäubung und Schmerzlinderung durchgeführt. Und wozu? Für mehr Wirtschaftlichkeit und damit billigeres Fleisch und billigere Textilien.

Eingriffe bei Wassergeflügel
Lebendrupf*
Schnabelkürzen*
Amputationen von Zehen und Flügelgelenken*
Lebendrupf einer GansGans mit gekürztem SchnabelGans mit amputierten Flügeln

*Globalisierung bedeutet weltweiten Handel – und damit auch Handel mit Tierleid!  Nicht alle grausamen Praktiken werden in jedem Land durchgeführt, da die Rechtslage unterschiedlich ist: Während in einigen Ländern bestimmte Praktiken illegal sind, sind sie in anderen gar nicht geregelt. Dennoch können durch freien Handel im Rahmen der Globalisierung Produkte importiert werden, die aus Haltungssystemen mit viel Tierleid stammen. Außerhalb Deutschlands müssen die Tiere auch diese Praktiken erleiden.

Schnabelkürzen*

  • Zweck: Verringerung der gegenseitigen Verletzung von Tieren (z.B. bei Rangkämpfen oder durch hacken/picken).
  • Verfahren: Zum Kürzen der Schnäbel von Wassergeflügel werden verschiedene Methoden angewandt: Das Kürzen mit einer Schere, einer heißen Klinge oder das Sägen mit einer elektrisch betriebenen Klinge1 (in Österreich verboten).
  • Informationen: Der Schnabel ist den Nahrungsgewohnheiten optimal angepasst und in der Regel scharf oder zumindest scharfkantig, um die Nahrungsaufnahme zu gewährleisten. Es hängt von Art und Umfang der Schnabelkürzung ab, wie stark das natürliche Verhalten eingeschränkt wird. In den meisten Fällen wird der Oberschnabel gekürzt. Das ist für das Tier sehr schmerzhaft, da der Schnabel das empfindlichste Körperteil eines Vogels und mit den menschlichen Fingerspitzen vergleichbar ist. Die Amputation bedeutet einen Verlust der Fähigkeit natürliche Verhaltensweisen wie z.B. Nahrungssuche, Nahrungsaufnahme, Gefiederpflege, etc. auszuführen. Außerdem können durch die Verstümmelung im verbleibenden Schnabel so genannte Neurome auftreten – schmerzhafte Nervenwucherungen, die bei jeder Berührung wie ein elektrischer Schlag vom Tier wahrgenommen werden und dauerhaft Leid zufügen. Jeder Kontakt, den ein Vogel mit dem gekürzten Schnabel beispielsweise bei der Futteraufnahme hat,  wird dann von einem negativen Reiz begleitet.2 Der Vogel verliert zudem seine Integrität und ist in seinem Wohlbefinden beeinträchtigt, wenn er an das Haltungssystem angepasst wird.3 Würden die Haltungsbedingungen an die Bedürfnisse der Tiere angepasst, z. B. durch Zugang zu Weideflächen, ausreichend geeignetes Beschäftigungsmaterial, mehr Platz und begrenzte Gruppengrößen, bestünde keine Notwendigkeit zum Schnabelkürzen.
  • VIER PFOTEN fordert: Ein generelles Verbot des Schnabelkürzens in allen Ländern. Schnabelkürzen ist eine Verstümmelung, die von der Industrie als notwendig erachtet wird, um die negativen Auswirkungen von nicht artgemäßen Haltungsbedingungen abzumildern, anstatt die Haltungsbedingungen an die Tiere anzupassen. 

Amputationen von Zehen und Flügelgelenken*

  • Zweck: Um zu verhindern, dass sich die Tiere in den nicht artgemäßen Haltungsbedingungen bei Kämpfen selbst oder gegenseitig verletzen. 
  • Verfahren: Es gibt verschiedene Amputationen, die weltweit an Enten und Gänsen vorgenommen werden3, wie das Entfernen der Krallen oder das Abschneiden des letzten Flügelgelenks (Pinioning), damit das Wassergeflügel dauerhaft am Fliegen gehindert wird In Österreich sind diese Eingriffe verboten, durch Import gelangen aber Produkte, die mit solchem Tierleid behaftet sind, auf den heimischen Markt.
  • VIER PFOTEN fordert: Ein generelles Verbot von Verstümmelungen wie der Entfernung der Krallen oder dem Pinioning in allen Ländern. Die Haltungsbedingungen sollten an die Tiere angepasst werden, um ihnen mehr Platz sowie ausreichend Beschäftigung zu bieten und Verletzungen zu vermeiden.

Lebendrupf*

  • Zweck: Beschaffung von Daunen für die Mode- und Textilindustrie.
  • Verfahren: Beim Lebenrupfen werden die Vögel fixiert und die Federn auf brutale Weise ohne Schmerzlinderung aus der Haut der Tiere gerissen (in Österreich verboten). Beim "Lebendraufen" hingegen werden während der jährlichen Mauser die losen Federn von dem fixierten Vogel abgesammelt. Da sich die beiden Techniken sehr ähneln, und weil nicht alle Tiere gleichzeitig Mauser haben, kann es beim Lebendraufen auch dazu kommen, dass den Vögeln doch die Federn ausgerissen werden. Daher erleiden die Tiere bei beiden Techniken oft Verletzungen, wie offene Wunden oder gebrochene Flügel durch die grobe Handhabung. Manche Wunden werden anschließend ohne Betäubung oder Schmerzmittel genäht4
  • VIER PFOTEN fordert: Ein generelles Verbot des Lebendrupfes und des Lebendraufens in allen Ländern. Da aktuell weder Lebendrupf noch Zwangsfütterung aus der Lieferkette ausgeschlossen werden kann, fordert VIER PFOTEN die Industrie auf, keine Daunen zu beziehen und auf nachhaltige Alternativen umzusteigen. 

Forderungen von VIER PFOTEN zu nicht-kurativen Eingriffen BEI Wassergeflügel:

  • Ein generelles Verbot des Schnabelkürzens in allen Ländern.  
  • Ein generelles Verbot von Verstümmelungen wie dem Entfernen der Krallen oder Amputieren der Flügelgelenke in allen Ländern.  
  • Ein generelles Verbot des Lebendrupfens und des Lebendraufens (also das Gewinnen der Federn und Daunen während der natürlichen Mauser) von Federn in allen Ländern.  Da aktuell weder Lebendrupf noch Zwangsfütterung aus der Lieferkette ausgeschlossen werden kann, fordert VIER PFOTEN die Industrie auf, keine Daunen zu beziehen und auf nachhaltige Alternativen umzusteigen. 
  • Es ist wichtig, nicht nur die Symptome zu behandeln, die bei einer nicht artgemäßen Haltung auftreten können, sondern auch die Ursachen zu beseitigen - das Haltungssystem sollte an das Tier angepasst werden, nicht andersherum! 
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Quellenverweis

1. EFSA AHAW Panel (EFSA Panel on Animal Health and Animal Welfare). Nielsen SS, Alvarez J, Bicout DJ, Calistri P, Canali E, Drewe JA, Garin-Bastuji B, Gonzales Rojas JL, Schmidt CG, Herskin M, Michel V, Miranda Chueca MA, Padalino B, Roberts HC, Spoolder H, Stahl K, Viltrop A, Winckler C, Berg C, Edwards S, Knierim U, Riber A, Salamon A, Tiemann I, Fabris C, Manakidou A, Mosbach-Schulz O, Van der Stede Y, Vitali M, Velarde A. Scientific Opinion on the welfare of ducks, geese and quail on farm. EFSA Journal 2023; 21(5):7992, 157 pp. doi.org/10.2903/j.efsa.2023.7992 
2. Gentle MJ. Pain in Birds. Animal Welfare. 1992; 1(4):235–247. doi:10.1017/S0962728600015189  
3. van Niekerk TGCM, Jong I. Mutilations in poultry European poultry production systems. Lohmann Information. 2007; 42. https://lohmann-breeders.com/de/lohmanninfo/mutilations-in-poultry-in-european-poultry-production-systems/ (zugegriffen September 2025)  
4. EFSA Panel on Animal Health and Welfare (AHAW). Scientific Opinion on the practice of harvesting (collecting) feathers from live geese for down production. EFSA Journal. 2010; 8(11):1886. doi:10.2903/j.efsa.2010.1886 

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