Ein Ratgeber zu Stricken mit Herz
Ethisches Wollgarn und tierfreundliche Alternativen fürs Stricken
Stricken als Hobby ist ein großartiges kreatives Ventil mit endlosen Möglichkeiten, neue Dinge zu kreieren. Viele empfinden es als entspannend, und es hilft nachweislich, die Konzentration zu verbessern.
Aber wussten Sie, dass mit der Produktion von Wolle leider auch einige Tierschutzprobleme verbunden sind?
Australien, zum Beispiel, ist einer der größten Wollproduzenten der Welt und der einzige Ort, an dem die grausame Praxis der "Lämmerverstümmelung" (Mulesing) noch immer an Merinoschafen durchgeführt wird. Um einem möglichen Fliegenbefall vorzubeugen, werden die jungen Lämmer auf dem Rücken fixiert und ihnen große Hautfalten rund um den Po abgeschnitten.
Was kann ich tun?
Es gibt zwei Fragen, die Sie sich stellen sollten.
Kann es auch ein Produkt aus ALTERNATIVMATERIALIEN sein?
Wenn ja, finden Sie im Ratgeber eine Liste gängiger Alternativmaterialien.
Muss es unbedingt Merinowolle sein?
Falls ja, sollten Sie unbedingt folgendes beachten, um sicherzugehen, dass Sie mit Ihrem Kauf kein Tierleid unterstützen:
Informieren Sie sich über die Strickwollemarken- bzw. Händler. Sprechen sich Ihre Lieblingsmarken- bzw. Händler öffentlich gegen Lämmerverstümmelung (Mulesing) aus und hat die Wolle eines der folgenden Labels, dann können Sie sicher sein, dass Ihre Wolle ohne Lämmerverstümmelung (Mulesing) ist:
Beste verfügbare Zertifizierungen - Wolle
- Responsible Wool Standard (RWS)
- NATIVA
- ZQ Merino
Seien Sie vorsichtig, wenn Sie andere Zertifizierungen bemerken – auch wenn Bio draufsteht, kann Lämmerverstümmelung (Mulesing) nicht mit Sicherheit ausgeschlossen werden. Eine allgemeine Regel lautet: Wenn eine Marke nicht nachweisen kann, dass ihre Wolle frei von Lämmerverstümmelung (Mulesing) ist, sollten Sie sie meiden. Australien ist der größte Wollproduzent, doch nur etwa 20 % der Wolle ist frei von Lämmerverstümmelung (Mulesing), so dass das Risiko groß ist, diese Grausamkeit unwissentlich zu unterstützen.
Alternativmaterialien
Diese Materialien haben keinen tierischen Ursprung und sind daher automatisch tierleidfrei.
Achtung: Kunstfasern werden oft mit Naturfasern (tierischer oder pflanzlicher Herkunft) gemischt.
Bambus
lässt sich entweder zu Viskosefasern oder umweltfreundlichem Lycocell verarbeiten.
- Weich wie eine Mischung aus Seide und Kaschmir
- Leicht und strapazierfähig
- Temperaturausgleichend
- Speichert keine Gerüche
Baumwolle
ist die bekannteste Alternative zu Wolle und macht etwa ein Drittel der weltweiten Faserproduktion aus.
- Weich
- Hautfreundlich
- Knitterfrei
- Saugfähig
Hanf
wächst schnell und kommt ohne die Verwendung von Pestiziden oder chemischen Düngemitteln aus.
- Vollständig kompostierbar
- Strapazierfähig
- Hautfreundlich
- Antimikrobiell
Leinen
wird aus den Stängeln der Flachspflanze gewonnen. Anbau sowie die Verarbeitung gelten als besonders umweltfreundlich.
- Hohe Reißfestigkeit
- Kühlend
- Trocknet sehr schnell
- Antiallergische Eigenschaften
TENCEL™
hergestellt aus Bäumen wie Eukalyptus, Buche und Fichte.
- Aus nachhaltiger Forstwirtschaft
- Leicht recyclebar
- Temperaturausgleichend
- Weich
Modal
ist eine Viskosefaser, die vorwiegend aus dem Holzzellstoff nachhaltig angebauter Buchen gewonnen wird.
- Weich und glatt
- Leicht recyclebar
- Trocknet schnell
Das Tierleid hinter Mohair, Alpaka, Kaschmir oder Angorawolle
Achten Sie beim Kauf von Kaschmir, Mohair oder Alpakawolle darauf, Produkte zu wählen, die nach strengeren Standards wie dem Good Cashmere Standard (GCS), dem Responsible Alpaca Standard (RAS) oder dem Responsible Mohair Standard (RMS) zertifiziert sind. Beachten Sie jedoch, dass diese Zertifizierungen das Leiden der Tiere nicht ausschließen, aber die Risiken für den Tierschutz verringern. Noch besser ist es, nach nachhaltigen tierfreien Alternativen zu suchen.
Es gibt keine tierfreundliche Produktion von Angorawolle. Deshalb lehnt VIER PFOTEN die Verwendung und den Kauf von Angorawolle entschieden ab.
Hauptprobleme aus Tierwohlsicht sind:
- Stress, Panik, sowie Verletzungen bei der Schur und fehlende ärztliche Behandlung
- Alpakas leiden unter dem brutalen Niederbinden für die Schur
- Kaschmirziegen wird das feine Unterhaar schmerzhaft mit Metallkämmen herausgerissen
- Bei der überwiegenden Außenhaltung fehlt meist Schutz vor Wind und Wetter sowie nötige Verpflegung und Versorgung
- Angora-Kaninchen leiden durch die Qualzucht und die Käfighaltung unter Sehbehinderungen, erhöhter Körpertemperatur durch übermäßigen Fellwuchs, Deformationen der Wirbelsäule, Verletzungen sowie Verhaltensstörungen und Aggressionen