Schweine auf Stroh

Tierschutz-Novelle verpasst Chance bei Tiertransporten

Verbot von Vollspaltenböden bei Mastschweinen als Erfolg kann die verpassten Gelegenheiten für mehr Tierwohl in anderen Bereichen nicht ausgleichen 

7.7.2022

Wien - Heute wird das umstrittene Tierschutzpaket im Plenum des Nationalrats beschlossen. Wie sich bereits anhand der Entwürfe abgezeichnet hat, werden zahlreiche tierschutzrelevante Probleme erneut außen vor gelassen:

Versäumte Möglichkeit bei qualvollen Lebendtiertransporten

„Ein Fortschritt wäre bei Regelungen zu Lebendtiertransporten dringend notwendig gewesen. Das angekündigte Verbot von Tiertransporten nach Nordafrika und in den Nahen Osten wurde aber trotz größter Kritik und bekannter Missstände nicht umgesetzt. Tiere dürfen weiterhin bis zu 82 Stunden transportiert werden“, erklärt VIER PFOTEN Kampagnenleiterin Veronika Weissenböck enttäuscht.

Der Transport am Schiff gilt weiterhin als Ruhezeit, wodurch eine maximale Transportzeit ausgehebelt wird. Es ist davon auszugehen, dass weiterhin Tiere in Hochrisikostaaten gekarrt werden, wo sie unter grausamsten Bedingungen und ohne Betäubung geschlachtet werden. Kälber müssen künftig statt einem Alter von zwei Wochen ab drei Wochen transportiert werden. Dies stellt aber keinerlei Verbesserung dar, da sie in dem Alter immer noch viel zu jung für den Transport und noch auf Milchnahrung angewiesen sind.

Transport von Schafen

Ein Meilenstein, viele weitere Baustellen

Das Verbot der Haltung von Mastschweinen auf Vollspaltenböden ist als wichtige Weichenstellung zu werten. Leider ist die lange Übergangsfrist bis 2040 ein großer Wermutstropfen. Diese Veränderung hätte die Möglichkeit geboten, auch Mastrinder von großem Leid zu erlösen, die ebenfalls ihr Leben auf den gnadenlosen Vollspaltenböden fristen müssen. Dazu kommt, dass bis 2030 immer noch unzählige Rinder gezwungen sind in dauernder Anbindehaltung dahinzuvegetieren und selbst danach fehlen Festschreibungen für geeignete Auslaufmöglichkeiten.

Auch für Legehennen hat die Novelle weitreichende Folgen: Eine Heckenbepflanzung im Auslauf gibt Landwirten und Landwirtinnen die Möglichkeit, den Auslauf für Legehennen zu halbieren! Hier sagen wir ganz klar: Eine Verbesserung des Auslaufes, damit Tiere diesen endlich voll nützen können, darf jedenfalls nicht zu einer Reduktion der Auslaufflächen führen.

Fortschritt im Kampf gegen illegale Welpenhändler:innen

Eine positive Entwicklung gibt es im Bereich des illegalen Welpenhandels: Personen ohne Tierhaltung in Österreich dürfen künftig keine ausländischen Tiere mehr direkt an Endabnehmer:innen vermitteln und verkaufen. Dadurch schließen sich die Türen für skrupellose Händler:innen aus dem Ausland. Ein großer Schritt, dem unseriösen Tierhandel einen Riegel vorzuschieben. Wichtig ist es jetzt, das Gesetz mit Leben zu erfüllen und den Vollzug zu gewährleisten.

Was ist illegaler Welpenhandel?

Fehlende Maßnahmen zur Vermeidung von Qualzucht

Haus- und sogenannte Nutztiere können weiterhin mit Qualzuchtmerkmalen gezüchtet werden. Neben den angekündigten Verbesserungen im Bereich der Kurzköpfigkeit bei Hunden fehlt uns vor allem ein Katalog, in welchem Qualzuchtmerkmale und betroffene Rassen angeführt werden. Wir fordern langfristige wirksame Maßnahmen, um dieser tierquälerischen Entwicklung ein Ende zu setzen und die betroffenen Tiere vor einem Leben unter Qualen zu bewahren.

Mops als Qualzuchtbeispiel

„Leider können wir nur bedingt Fortschritte in der Tierschutz-Novelle erkennen und möchten erneut erinnern, dass Tierschutz nicht nur in der österreichischen Gesetzgebung verankert ist, sondern laut aktuellen Umfragen auch einen großen Wunsch der Bevölkerung darstellt. Diesem Wunsch ist die Politik verpflichtet nachzukommen“. 

Veronika Weissenböck, VIER PFOTEN Kampagnenleiterin 

Schweine in Biohaltung

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Mag. Elisabeth Penz

Mag. Elisabeth Penz

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Über VIER PFOTEN – Stiftung für Tierschutz
VIER PFOTEN ist die globale Tierschutzorganisation für Tiere unter direktem menschlichem Einfluss, die Missstände erkennt, Tiere in Not rettet und sie beschützt. Die 1988 von Heli Dungler und Freunden in Wien gegründete Organisation tritt für eine Welt ein, in der Menschen Tieren mit Respekt, Mitgefühl und Verständnis begegnen. Im Fokus ihrer nachhaltigen Kampagnen und Projekte stehen Streunerhunde und -katzen sowie Heim-, Nutz- und Wildtiere – wie Bären, Großkatzen und Orang-Utans – aus nicht artgemäßer Haltung sowie aus Katastrophen- und Konfliktzonen. Mit Büros in Australien, Belgien, Bulgarien, Deutschland, Frankreich, Großbritannien, Kosovo, den Niederlanden, Österreich, der Schweiz, Südafrika, Thailand, der Ukraine, den USA und Vietnam sowie Schutzzentren für notleidende Tiere in elf Ländern sorgt VIER PFOTEN für rasche Hilfe und langfristige Lösungen.

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