VIER Pfoten wird 30

Gründer Heli Dungler blickt zurück auf eine bewegte Vergangenheit

21.3.2018

Begonnen hat alles an der Uni Wien: als junger Student der Veterinärmedizin saß ich in einer Vorlesung, in welcher der Professor über die Vorteile von Legebatterien auf Hühnerfarmen referierte. Was mir heute noch unfassbar erscheint: der Vortragende wollte uns glauben machen, dass Käfighaltung nicht nur für den Landwirten und den Konsumenten, sondern auch für das Huhn selbst einen Mehrwert mit sich bringt. Das fühlte sich für mich dreifach falsch an - im Kopf, im Herzen und im Bauch. Das Studium habe ich dann auch ziemlich bald geschmissen

Vom Kaffeehaus...

Im März haben wir bei VIER PFOTEN unseren 30. Geburtstag gefeiert. Zu solchen Anlässen werde ich oft gebeten, einen Moment lang innezuhalten und  zurückzublicken, auf damals, als alles begonnen hat. Wie in Wien so oft, fangen Revolutionen im Kaffeehaus an, in diesem Fall an einem Abend im Phönixhof im 7. Bezirk. Wir wussten nur, dass wir uns für den Tierschutz einsetzen wollten, doch es gab noch nicht einmal einen Namen für unseren kleinen Haufen. Schließlich, mittlerweile waren wir von Kaffee auf Bier umgestiegen, haben wir uns auf den Namen "Vier Pfoten" geeinigt - zumindest bis uns etwas Besseres einfallen würde. 

...auf die Straße

1988 machte sich noch kaum jemand große Gedanken um den Tierschutz: Wildtiere mussten zum Gaudium des Publikums Kunststückchen im Zirkus aufführen, es gab tatsächlich noch 60 Pelzfarmen in Österreich, und Hühner wurden in finsteren Käfigen eingesperrt. Niemand hatte eine Ahnung, wo sein Frühstücksei herkam, kaum jemand fragte danach. Daher war es für uns wichtig, zunächst einmal Aufklärungsarbeit zu verrichten.

"Tierschützer galten als "wilde Hunde", das Thema war überhaupt nicht präsent in der Öffentlichkeit. Für unsere Aufklärungsarbeit galt deshalb das Motto "je auffälliger, desto besser". Auch wenn wir so etwas heute nicht mehr machen würden standen wir mitten auf der Kärntner Straße, neben uns eine Schaufensterpuppe, die wir mit Nerzkadavern behängt hatten."

Heli Dungler, Gründer von VIER PFOTEN

Auf VIER PFOTEN durch die Welt

Aus unserer kleinen Gruppe etwas verrückter Tierschützer wurde eine internationale Organisation, die mittlerweile in 13 Ländern aktiv ist. Das ist nicht zuletzt durch die Hilfe unserer Spender und all jener, die uns unterstützt haben, möglich gewesen – ein großes Dankeschön an dieser Stelle! Und bei aller Bescheidenheit: Ein bisschen was ist meinen engagierten Mitarbeitern und mir im Laufe der Jahre für die Tiere schon gelungen:

So musste 1998 auf unser Drängen hin die letzte heimische Pelztierfarm zusperren. Ebenfalls in den 90er Jahren begann der österreichische Handel, Käfigeier auszusortieren. Diese Meilensteine für Österreich führten schließlich zum Tierschutzgesetz 2005: neben dem Verbot der Pelztier- und Käfighaltung (ab 2009) wurde darin auch ein Verbot von Wildtieren in Zirkussen festlegte. Auch das Töten von männlichen Küken am ersten Tag ihres Lebens hat, zumindest bei den Produzenten von Bio-Eiern, vor zwei Jahren ein Ende gefunden.

Auf internationaler Ebene wurde Ende der 90er Jahre in Bulgarien die Tanzbärenhaltung verboten. Die Schutzzentren, die VIER PFOTEN für Bären und Großkatzen in verschiedenen Ländern errichtete, finden weltweit Anerkennung, ebenso wie der Einsatz unserer Katastrophenschutz-Teams in Krisengebieten.

Viel erreicht - noch mehr zu tun

Wir sind aber leider noch lange nicht am Ziel: Wussten Sie zum Beispiel, dass die Käfighaltung in der EU zwar verboten wurde, unsere eigenen Politiker aber bis vor kurzem solche Käfige in riesigen Tierfabriken in Osteuropa subventioniert haben? Eier, die derart billig und tierquälerisch produziert werden (sodass unsere Bauern preislich natürlich nicht mithalten können) kommen nämlich auch auf unseren Markt: Sie werden vor allem in Fertigwaren bzw. in der Gastronomie oder Großküchen verwendet. Auch in der österreichischen Schweinefleischproduktion gibt es noch ein enormes Verbesserungspotenzial: für unsere Bauern wäre es eine Riesenchance, trotz geringerer Kapazitäten mit Qualitätsstandards zu punkten – so wie es schon bei den Eiern vorgezeigt wurde. Das würde nicht nur langfristig ihr wirtschaftliches Überleben sichern, sondern auch den Konsumenten zugute kommen - und natürlich vor allem auch den Tieren.

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1. Internationaler Tierschutzgipfel

Wir nutzen das Jubiläumsjahr 2018, um einerseits auf die Errungenschaften in den vergangenen 30 Jahren, andererseits auf offene Probleme und Anliegen im Tierschutz aufmerksam zu machen. Den Auftakt zu einer Reihe von Schwerpunkten macht der von VIER PFOTEN organisierte 1. Internationale Tierschutzgipfel in der Orangerie im Schloss Schönbrunn am 24. April 2018, der unter dem Ehrenschutz von Bundespräsident Alexander Van der Bellen steht.

"Der Gründungstag von VIER PFOTEN war einer der wichtigsten Momente in meinem Leben - noch schöner wird nur der Tag sein, an dem unsere Arbeit nicht mehr vonnöten ist"

Heli Dungler, Gründer von VIER PFOTEN

Hinweis: Bei Ansicht dieses Videos eventuell auftauchende Werbeeinblendungen stehen in keinem Zusammenhang mit VIER PFOTEN. Wir übernehmen für diese Inhalte keinerlei Haftung.

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Heli Dungler

Gründer von VIER PFOTEN

Heli Dungler wurde 1963 in Waidhofen an der Thaya geboren. 1984 ging er zu Greenpeace, engagierte sich als Campaigner für den Artenschutz und arbeitete von 1987 bis 1988 als freier Mitarbeiter für das österreichische Umweltministerium an der Studie „Die Leiden der Tiere in unserer Gesellschaft". 1988 gründete er VIER PFOTEN in Wien. Als Präsident von VIER PFOTEN ist er außerdem Mitglied des Vorstands der World Society for the Protection of Animals (WSPA) und der Eurogroup for Animals. Für sein Engagement erhielt er 2008 das „Silberne Ehrenzeichen für Verdienste um die Republik Österreich" und 2013 das „Goldene Verdienstzeichen des Landes Wien".


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