Hund in der Wiener Ubahn

Themen im Wiener Wahlkampf 

Verpflichtender Hundeführschein, Regelungen zu Listenhunden und Fiaker in Grünanlagen – Jetzt im VIER PFOTEN Wahlcheck

16.9.2020

Tierschutz polarisiert in Österreichs Hauptstadt. Wien ist oft Vorbild für die restlichen Bundesländer und sollte diese Rolle auch im Tierschutz einnehmen. Leider ist bei manchen Themen das Gegenteil der Fall.

Besonders mit der Regelung zu sogenannten Listenhunden setzt Wien ein völlig kontraproduktives Zeichen. Die gesetzliche Ungleichbehandlung bei der Haltung von verschiedenen Hunderassen kann wissenschaftlich nicht belegt werden und kreiert eine Vielzahl an weiteren Problemen.

Auch bei den Fiakerpferden in der Wiener Innenstadt scheiden sich die Geister. Die Pferde haben in der stressigen Stadt mit zahlreichen Problemen zu kämpfen, auf die VIER PFOTEN seit Jahren hinweist.

In Zeiten von Pandemien ist es wichtig, auf den Schutz von Menschen, Tieren und der Umwelt wertzulegen. Deswegen haben wir bei den Wiener Parteien nachgefragt, wie sie zu einer verstärkten Aufklärung und einem verpflichtenden Sachkundenachweise bei der Haltung von exotischen Tieren stehen.

Fiakerpferde mitten in Wien

Fiakerpferde in Wien

„Befürworten ein Verbot von Fiakerpferden in der Wiener Innenstadt und eine Verlegung in naturnahe Grünanlagen in Wien?“

In Wien bestehen nach wie vor bedeutende tierschutzrelevante Probleme für Fiakerpferde. Obwohl Pferde von Natur aus den ganzen Tag kontinuierlich fressen müssen, bekommen sie während ihrer Arbeitstage, die bis zu 13 Stunden dauern können, kein Raufutter. Die viel zu langen Fresspausen können schwere und schmerzhafte Probleme wie Magengeschwüre und Koliken auslösen. Der harte, unebene und rutschige Straßenuntergrund führt oft zu Gelenksproblemen und krankhaft veränderten Hufen. Besonders bei Regen, Eis und Schnee besteht erhöhtes Unfall- und Verletzungsrisiko. Immer wieder kommt es zu schweren Unfällen, bei denen Mensch und Tier zu Schaden kommen. Die Tiere müssen häufig stundenlang in der prallen Sonne stehen und können, vor die Kutschen gespannt, ihr arttypisches Sozialverhalten und ihr Bewegungsbedürfnis nicht ausleben. Das Stillstehen führt häufig zu Frustration und Apathie. In Städten wie Rom und New York City sind Kutschenfahrten im innerstädtischen Gebiet bereits verboten. In Barcelona, Montreal, Antalya sowie auf der türkischen Insel Büyükada gibt es bereits ein komplettes Fahrverbot für Fiaker und in Chicago wird ein solches ab dem Jahr 2021 in Kraft treten.

Ja: Grüne, NEOS, LINKS, BPÖ
Nein: SPÖ, ÖVP
Keine eindeutige Position: FPÖ
Keine Antwort: Team Strache

„Befürworten, dass in Zukunft Förderungen an Fiakerbetriebe nur noch dann ausbezahlt werden, wenn diese an die Erfüllung von Tierschutzbedingungen geknüpft werden?“

Die Stadt Wien hat aufgrund der Einschränkungen durch die Corona-Pandemie im Frühling 2020 und die dadurch entstandenen Ertragseinbußen der Fiakerbetriebe, diesen eine Förderung von €750,-- pro Pferd für drei Monate ausbezahlt, ohne dies an Tierwohlbedingungen zu knüpfen. Wenn die Stadt Förderungen in diesem Bereich vergibt, dann sollten diese ausschließlich für die zielgerichtete Investition in Tierschutzmaßnahmen verwendet werden. Eine finanzielle Unterstützung ohne Auflagen ist nicht nachhaltig. Es braucht zudem eine langfristige Strategie, wie mit zukünftigen Umsatzeinbußen durch geringere Touristenströme umgegangen wird.

Ja: Alle Parteien
Keine Antwort: Team Strache

Hundehaltung in Wien

Hundehaltung in Wien

„Befürworten die Abschaffung der Listenhunderegelung und die Einführung des verpflichtenden Hundeführscheins für alle Hundehalter?“

Die rassespezifische Gefährlichkeit von Hunden kann weder durch wissenschaftliche Untersuchungen noch durch Bissstatistiken bestätigt werden, wie auch eine aktuelle Studie der Veterinärmedizinischen Universität Wien belegt. Ob ein einzelnes Tier gefährlich für den Menschen ist oder nicht, hängt davon ab, wie der Hund aufwächst, sozialisiert und erzogen wird. Trotzdem besteht für bestimmte Hunderassen in Wien eine fast permanente Maulkorb- und Leinenpflicht, wodurch Körperfunktionen und natürliches Verhalten der Tiere gestört und soziale Kontakte mit anderen Hunden stark eingeschränkt werden. Diese widerspricht zudem §13 des Tierschutzgesetzes, wonach Tiere so zu halten sind, dass weder Körperfunktionen noch Verhalten gestört werden und ihre Anpassungsfähigkeit nicht überfordert wird. Das permanente Tragen von Maulkorb und Leine ist völlig kontraproduktiv - es kann erst recht verhaltensauffällige Hunde hervorbringen. Eine generelle Maulkorbpflicht für Listenhunde ist daher nicht sinnvoll und aus Tierschutzsicht nicht vertretbar, denn das Problem liegt fast immer am anderen Ende der Leine. 

Viel zu kurz kommt das Thema Aufklärung über den richtigen Umgang mit Hunden. Viele Vorfälle lassen sich auf den Besitzer oder die Besitzerin des Hundes zurückführen, sowie auf den Mangel an Verantwortung und Wissen über den richtigen Umgang mit den Tieren. Die Abschaffung der Listenhunderegelung und die Einführung eines regelmäßig zu absolvierenden und verpflichtenden Hundeführscheins für alle Hundehalter würde zur Aufklärung beitragen und das Problem an seinem tatsächlichen Ursprung behandeln.

Ja: Grüne, NEOS, FPÖ
Nein: SPÖ, ÖVP
Keine eindeutige Position: LINKS, SÖZ
Keine Angabe: BPÖ
Keine Antwort: Team Strache

Privathaltung von exotischen Tieren

Haltung von exotischen Haustieren in Wien

„Würden Sie die Einführung einer Positivliste für die Haltung von Exoten befürworten? Darin sollen Kriterien zur artgemäßen Haltung, zum Gefahrenpotenzial gegenüber Menschen und anderen Tieren sowie des Natur- und Artenschutzes angeführt werden.“

Die Haltung von exotischen Tieren wie Vögel und Reptilien, aber auch bestimmten Säugetierarten, erfordert neben großem technischen und finanziellen Aufwand auch ein fundiertes Fachwissen über die Bedürfnisse dieser anspruchsvollen Tiere. Durch Unwissenheit und Ignoranz entsteht unnötiges Leiden für die Tiere, und es ergeben sich oft ernste tierschutzrelevante Probleme. Aus Tierschutzsicht sind viele exotische Arten als Heimtiere völlig ungeeignet. Im Gegensatz zu domestizierten Arten haben sich Wildtiere nicht über Jahrtausende an die Haltung in menschlicher Obhut angepasst. Das gilt beispielsweise für Papageien oder Leguane genauso wie für Säugetiere. Kaum ein Privathalter verfügt über die notwendigen Kenntnisse, um Wildtieren ein artgemäßes Leben zu ermöglichen. Die Ansprüche vieler Tiere in Bezug auf Ernährung, Unterbringung, Raumklima oder Sozialstruktur sind sehr komplex. Oft erfordert die Haltung erhebliche finanzielle Mittel. Viele Arten werden sehr alt und können enorme Körpergrößen erreichen. Dieser jahrzehntelangen Verantwortung sind nicht viele Halter gewachsen. Dies führt zu großem Tierleid. Häufig werden die Tiere auch ausgesetzt, was ein Sicherheitsrisiko für Menschen bedeutet und ernste Folgen für heimische Arten haben kann. Neben tierschutzrelevanten Problemen ergibt sich zusätzlich ein enormes Sicherheitsrisiko für die menschliche Gesundheit, wie die jüngsten Entwicklungen der COVID-19-Pandemie deutlich machen, denn völlig unterschätzt wird die Ansteckungsgefahr mit Infektionskrankheiten. Eine Vielzahl an viralen und bakteriellen Krankheiten, aber auch Parasiten können besonders von Reptilien auf den Menschen übertragen werden. Auch die Eurogroup for Animals hat sich daher klar für Positivlisten in allen EU-Ländern ausgesprochen.

Ja: Alle Parteien
Keine eindeutige Position: FPÖ
Keine Antwort: Team Strache

„Seit Längerem fordern Experten einen Sachkundenachweis vor dem Kauf eines exotischen Tieres, um entsprechende Kenntnisse zur Haltung und zu den Bedürfnissen der Tiere vorweisen zu können. Würden einen verpflichtenden Sachkundenachweis für die Haltung von exotischen Tieren befürworten?“

Ja: Alle Parteien
Keine eindeutige Position: LINKS, FPÖ
Keine Antwort: Team Strache

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