
Daunen
Jedes Jahr müssen Milliarden von Enten und Millionen von Gänsen wiederholt grausame Behandlungen und schlechte Haltungsbedingungen ertragen, nur um Daunen für die Mode- und Textilindustrie zu liefern.
Für ihre Weichheit und isolierenden Eigenschaften geschätzt, wird Daune oft in Outdoor Kleidung genutzt, außerdem in Bettwaren wie Decken. Daunen kommen aber sehr oft von Enten und Gänsen, die für ihr Fleisch aufgezogen werden und zusätzlich grausamen Praktiken wie Lebendrupf und Stopfmast (für Foie Gras) unterworfen werden.1
Wussten Sie das?
Mehr als zwei Milliarden Enten und 600 Millionen Gänse werden jedes Jahr weltweit in Intensivtierhaltung aufgezogen und geschlachtet. Zwischen 70 und 90 Prozent davon kommen aus China, wo es derzeit überhaupt kein Tierschutzgesetz gibt. Millionen Kilogramm Daunenfedern werden jährlich produziert – und die meisten Unternehmen wissen kaum etwas über die Lebensbedingungen der Tiere. Lediglich 4,1 Prozent der gesamten Daunen unterliegen Tierschutzstandards und entsprechenden Zertifizierungen. Die derzeit gängigen Zertifizierungen betreffen auch nicht die gesamte Produktionskette, sondern lassen die großen Elterntierfarmen, auf denen aber der Lebendrupf weit verbreitet ist, außen vor.

Lebendrupf ist unglaublich schmerzhaft und ein großer Stress für die Tiere; sie werden gewaltsam festgehalten, während ihre Federn ohne Schmerzlinderung aus ihrer Haut gerissen werden. Er führt oft zu Wunden, die durch das wiederholte Rupfen immer wieder aufreißen.
Zudem werden viele Tiere oft drei Mal täglich gestopft, also zwangsgefüttert. Das bedeutet, dass ihnen ein Metallrohr in den Hals gepresst wird, um ihnen eine fettreiche Nahrung zu verabreichen4. Die Tiere können dieses exzessive Fett nicht verarbeiten; ihre Leber wächst auf das Zehnfache ihrer normalen Größe an.5
Zusätzlich zu diesen grausamen Praktiken werden unzählige Enten und Gänse in Tierfabriken und damit auf engstem Raum gehalten. Viele müssen schmerzhafte Prozeduren wie Schnabelkürzen über sich ergehen lassen. Und zum Schluss werden sie oft unter großem Stress transportiert und geschlachtet – meist ohne angemessene Betäubung.
Tierschutzprobleme bei Daunen
Lebendrupf
- Elterntiere werden immer wieder lebend gerupft, da sie bis zu fünf Jahre leben, bevor sie geschlachtet werden.6
- Brutale Behandlung und das Festhalten der Vögel verursachen enorm viel Stress und häufig Verletzungen wie Knochenbrüche oder ausgerenkte Gelenke.6
- Lebendrupf kann alle sechs Wochen praktiziert werden6, dabei werden die bereits vorhandenen Wunden wieder aufgerissen, um neue Daunen und Federn zu gewinnen. Mit jedem Mal wächst feinere Daune nach. Daher wird das Problem des Lebendrupfs befeuert, wenn Unternehmen besonders feine Daunen mit hoher Daunendichte wollen.7
Stopfmast
- Tiere, die gestopft werden, haben ein 20fach höheres Sterberisiko im Vergleich mit Tieren, die dieser Prozedur nicht unterworfen werden. Sie leiden an Verletzungen im Hals, einem exzessiven Wachstum der Leber und in Folge an Leberversagen.5,8
- Besonders Enten sind extrem ängstlich und reagieren sehr aversiv auf die Person, die die Stopfmast durchführt.5
Schlechte Haltungsbedingungen
- Die meisten Vögel werden in Gitterkäfigen gehalten, die ihre Mobilität extrem einschränken, Verletzungen verursachen und das Ausleben der natürlichen Verhaltensweisen verhindern.8
- Enten und Gänse sind Wasservögel; in Tierfabriken haben sie allerdings keinen Zugang zu Wasser, können natürliche Verhaltensweisen wie Baden und Futtersuche nicht ausleben.9
- Vögel in Intensivtierhaltung werden auf engstem Raum mit einer hohen Besatzdichte gehalten. Das führt oft zu aggressivem Verhalten zwischen den Vögeln, zu Stress und Verletzungen, ja sogar Kannibalismus.9
Schmerzhafte Verstümmelungen
- Zusätzlich zum Lebendrupf und zur Stopfmast werden Enten und Gänse weiteren schmerzhaften Prozeduren unterworfen, wie etwa dem Schnabelkupieren (-kürzen), um zu verhindern, dass die Tiere mit den Schnäbeln aufeinander einhacken.
- Meistens wird zum Schnabelkupieren eine erhitzte Klinge verwendet. Das ist extrem schmerzhaft für die Tiere.10 Das Schnabelkürzen kann mit der Amputation von menschlichen Fingerkuppen verglichen werden; es bedeutet den Verlust der Fähigkeit, mit der Umwelt und den Artgenossen artgemäß zu kommunizieren und verunmöglicht den Tieren ihr Komfortverhalten auszuleben.
Transport & Schlachtung
- Jedes Jahr werden 1,5 Milliarden Geflügeltiere über lange Distanzen und grenzüberschreitend transportiert, oft unter katastrophalen Bedingungen. Das führt zu extremer Angst, Stress, Verletzungen und sogar zum Tod.
- Die herkömmliche Methode, Enten und Gänse zu schlachten, ist mit riesigem Stress für die Tiere verbunden: Ihre Köpfe werden unter Stromzufuhr in ein Wasserbad gehalten, wobei sie bei vollem Bewusstsein kopfüber an den Beinen auf das Schlachtband, d.h. auf bewegliche Haken, gehängt werden.11
- Die elektrische Wasserbad-Betäubung ist keine effektive Methode. Viele Enten und Gänse kommen vor der eigentlichen Schlachtung wieder zu Bewusstsein und müssen erneut ins elektrische Wasserbad gehalten werden .11

VIER PFOTEN fordert:
- Verbot von Lebendrupf
- Verbot von Stopfmast und Foie Gras
- Verbot von schmerzhaften Verstümmelungen
- Höhere Standards bei Transport und Schlachtung
- Bessere Tierhaltung und die Möglichkeit, artgemäßes Verhalten auszuleben
Was wir tun
Im Jahr 2024 haben wir den Wear it Kind Markenkompass ins Leben gerufen. Er zeigt, welche Modeunternehmen welche Maßnahmen treffen, um Probleme wie Lebendrupf in ihrer Lieferkette auszuschließen.
VIER PFOTEN möchte der Öffentlichkeit die Realität hinter der Nutzung von Tieren zeigen. Wir wollen Initiativen zu Tierwohl-Zertifizierungen fördern, Alternativen aufzeigen und den Modeunternehmen dabei helfen, Tierleid zu reduzieren.
Wir werden weiterhin die Stimme der Tiere sein. Eine nachhaltige Veränderung ist nur möglich, wenn wir gemeinsam Missstände aufdecken und deutlich machen, dass Tiere Besseres verdient haben.
Was Sie tun können
Um tierfreundlichere Entscheidungen zu treffen, vermeiden Sie Daunen und greifen Sie stattdessen zu Alternativen wie recycelte Materialien oder pflanzenbasierte Stoffe, z.B. Kapok. Auch Second Hand Kleidung ist eine Option. Mehr erfahren Sie in unserem tierfreundlichen Einkaufsratgeber.
- Nutzen Sie unseren Wear it Kind Markenkompass, um herauszufinden, welche Maßnahmen die Unternehmen gegen Tierleid in der Lieferkette treffen, sowie unseren Wear it Kind Einkaufsratgeber. Mit Ihrem Wear it Kind Versprechen zeigen Sie, dass Sie konsequent zu Mode ohne Tierleid greifen.
- Wenn Sie sich dennoch für Daunenware entscheiden, versichern Sie sich, dass sie nach dem Responsible Down Standard (RDS) zertifiziert ist. Er garantiert allerdings nicht zu 100 Prozent, dass die gesamte Lieferkette ohne Lebendrupf ist. Es gibt aber schon so viele gute Alternativen – es war nie leichter, tierfreundlich einzukaufen!
Quellenverweis
2. ALLIED FEATHER + DOWN. ALLIED Feather + Down. [accessed 2024 Nov 19]. https://alliedfeather.com
3. How Long Will China’s Animal Cruelty Laws Have to Wait? Princeton Legal Journal. 2022 Apr 30 [accessed 2024 Nov 19]. https://legaljournal.princeton.edu/how-long-will-chinas-animal-cruelty-laws-have-to-wait/
4. Forced feeding An inquiry into the welfare of ducks and geese kept for the production of foie gras. [accessed 2024 Nov 19]. https://edepot.wur.nl/159465
5. Rochlitz I, Broom DM. The welfare of ducks during foie gras production. Animal Welfare. 2017;26(2):135–149. https://doi.org/10.7120/09627286.26.2.135
6. EFSA Panel on Animal Health and Welfare (AHAW). Scientific Opinion on the practice of harvesting (collecting) feathers from live geese for down production. EFSA Journal. 2010;8(11):1886. https://doi.org/10.2903/j.efsa.2010.1886
7. Chapter 10. FEATHER AND DOWN PRODUCTION. [accessed 2024 Nov 19]. https://www.fao.org/4/y4359e/y4359e0c.htm
8. Duncan I. The Scientific Case Against Foie Gras.
9. EFSA Panel on Animal Health and Animal Welfare (AHAW Panel) et al. Welfare of ducks, geese and quail on farm. EFSA Journal. 2023 [accessed 2024 Nov 19];21(5). https://data.europa.eu/doi/10.2903/j.efsa.2023.7992. https://doi.org/10.2903/j.efsa.2023.7992
10. Mohammed A, Matouq S, Negm E, Darwish M. Impact of Bill Trimming on Duck Health and Welfare - A Review. Indiana Journal of Agriculture and Life Sciences. 2022;2(5):17–26. https://doi.org/10.5281/zenodo.7139301
11. Hindle VA et al. Animal welfare concerns during the use of the water bath for stunning broilers, hens, and ducks. Poultry Science. 2010;89(3):401–412. https://doi.org/10.3382/ps.2009-00297