Was ist eigentlich auf meinem Kantinenteller?

VIER PFOTEN Kampagnenstart: Bericht zum Tierwohl in der öffentlichen Beschaffung von Lebensmitteln

22.5.2018

Wer wissen möchte, ob in Kantinen von öffentlichen Einrichtungen wie Schulen, Universitäten, Krankenhäusern oder Behörden beim Einkauf von tierischen Produkten auf das Tierwohl geachtet wird, bekommt keine eindeutige Antwort. VIER PFOTEN hat zu diesem Thema recherchiert und kommt in einem Bericht zum Ergebnis, dass die öffentliche Hand bei der Beschaffung von Lebensmitteln das Tierwohl bislang kaum berücksichtigt hat. Auch an Transparenz mangelt es gewaltig: Zwar werden täglich mehrere hunderttausende Mahlzeiten in österreichischen öffentlichen Einrichtungen serviert. Laut VIER PFOTEN Bericht gibt es aber keine einheitlichen und transparenten Daten zu Mengen, Herkunft, Kosten und Qualität der verwendeten tierischen Produkte. Die Tierschutzorganisation hat zum Launch einer neuen Kampagne zur öffentlichen Beschaffung Anfragen an alle Bundesländer versendet. Als Lösung entwickelte VIER PFOTEN klare Kriterien, die der öffentlichen Hand beim Einkauf als Tierschutz-Standards dienen können.

In zwei Bundesländern, Wien und Niederösterreich, existieren nachhaltige Beschaffungsprogramme, die erste Schritte in die richtige Richtung setzen, wie z.B. den Ausschluss von Käfigeiern oder einen 30% -Bio-Anteil bei Lebensmitteln. Nichtsdestotrotz bestehen in keinem einzigen Bundesland genaue Beschaffungsvorgaben zur Haltung von Mastgeflügel, Schweinen oder Milchkühen. Diese Tiere werden meistens unter schlimmsten Bedingungen gehalten und verbringen ihr ganzes Leben ohne Tageslicht oder Zugang zum Freien in der Intensivtierhaltung.

„Beim Einkauf von Fleisch, Eiern oder Milchprodukten wird noch immer viel zu wenig auf Tierwohl geachtet. Ohne klare Vorgaben gibt es keine Garantie, dass auf dem Kantinenteller nicht importiertes Billigfleisch oder Käfigeier landen. Der Zeitgeist geht aber in eine andere Richtung. Die Konsumenten werden kritischer, achten mehr auf ihre Ernährung und wollen vor allem wissen, woher ihr Essen kommt. Immer mehr Eltern lehnen auch Essen für ihre Kinder ab, hinter denen Tierqual steckt. Gerade die öffentliche Hand hat eine besondere Verantwortung und sollte auch eine gewisse Vorbildwirkung haben“, sagt Martina Pluda, Kampagnenleiterin von VIER PFOTEN.

Neues Vergabegesetz als Chance

Allerdings gibt es eine positive Entwicklung von Seiten des Gesetzgebers: Im April dieses Jahres hat das österreichische Parlament eine Änderung des Vergabegesetzes beschlossen. Tierschutz wird damit erstmals als eines der Kriterien für die öffentliche Beschaffung genannt. Martina Pluda: „Wir begrüßen das natürlich sehr. Es kommt jetzt aber sehr darauf an, wie dieses Gesetz konkret in der Praxis umgesetzt wird. Daher bieten wir der zuständigen Bundesministerin Elisabeth Köstinger unsere fertig ausgearbeiteten Kriterien als Lösung an. Sie beinhalten verpflichtende Mindestkriterien ebenso wie Standards für eine bessere Tierhaltung.“

VIER PFOTEN führt ein starkes Argument für ein gut umgesetztes Gesetz an: „Tierschutz ist ein öffentliches Interesse und in Österreich sogar in der Verfassung festgeschrieben“, sagt Pluda. „Regierungen haben daher gegenüber Bürgern die Verantwortung, diesem Interesse in ihrer Politik nachzukommen.“

Bisher war der Preis ausschlaggebend für den Einkauf von Lebensmitteln. Man kann daher davon ausgehen, dass in öffentlichen Einrichtungen, genauso wie in der privatwirtschaftlichen Verpflegung, ein großer Teil der tierischen Produkte billig aus dem Ausland importiert wird. Generell sind Österreichs Haupt-Importländer für Fleisch Deutschland und die Niederlande, für Eier Deutschland und Polen. VIER PFOTEN Video-Footage aus diesen Ländern (Links siehe unten) zeigt die katastrophalen Zustände in der Intensivtierhaltung (siehe Links unten).  Die Tierschutzorganisation fordert, dass solche Haltungsformen gerade in der öffentlichen Verpflegung künftig keinen Platz mehr haben.

VIER PFOTEN Kriterien für bessere Tierhaltung

VIER PFOTEN stellt folgende Kernforderungen an die Haltungssysteme von Nutztieren: Förderung des natürlichen Verhaltens, Vermeiden von Schmerzen, ausreichend Platz, Auslauf und Tageslicht, Abkehr von Hochleistungsrassen sowie strengere Auflagen für Transport und Schlachtung. Darüber hinaus fordert VIER PFOTEN, dass Kantinen öffentlicher Einrichtungen langfristig das Angebot von Fleischprodukten halbieren, tierische Produkte ausschließlich von artgemäßen Tierhaltungssystemen beziehen und das Angebot von rein pflanzlichen Gerichten ausbauen.

Die detaillierten Forderungen bzw. Kriterien finden Sie im Bericht auf S. 26-27.

Dazu startet VIER PFOTEN eine Online-Umfrage auf der Website der Organisation. „Wir wollen genau wissen, wie wichtig den Menschen Tierwohl auf dem Kantinenteller ist“, erklärt Martina Pluda. Link: http://bit.ly/Umfrage-AT

„Gerade, wenn es um so sensible Bereiche wie Schulen, Krankenhäuser, Pensionistenheime etc. geht, haben die Steuerzahler ein Recht auf Produkte, die den ethischen Anforderungen unserer Gesellschaft entsprechen. Sie haben außerdem ein Recht auf Gesundheit und den Schutz ihrer Umwelt. Tierschutz darf nicht nur ein Lippenbekenntnis sein. Er muss auch gelebt werden – vor allem von denen, die Verantwortung tragen“, so Martina Pluda abschließend.

Mehr Informationen und Videos auf: https://www.vier-pfoten.at/nichtaufmeinemteller

Links zu #nichtaufmeinemteller Videos (Haltungsbedingungen in Ländern, aus denen Österreich tierische Produkte importiert):

Schweine: https://youtu.be/CNCb_QOEUE0

Hühner: https://youtu.be/bIzi_LkXeT8

Rinder: https://youtu.be/ygw1PCHpR80

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Mag. Elisabeth Penz

Mag. Elisabeth Penz

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Über VIER PFOTEN – Stiftung für Tierschutz
VIER PFOTEN ist die globale Tierschutzorganisation für Tiere unter direktem menschlichem Einfluss, die Missstände erkennt, Tiere in Not rettet und sie beschützt. Die 1988 von Heli Dungler und Freunden in Wien gegründete Organisation tritt für eine Welt ein, in der Menschen Tieren mit Respekt, Mitgefühl und Verständnis begegnen. Im Fokus ihrer nachhaltigen Kampagnen und Projekte stehen Streunerhunde und -katzen sowie Heim-, Nutz- und Wildtiere – wie Bären, Großkatzen und Orang-Utans – aus nicht artgemäßer Haltung sowie aus Katastrophen- und Konfliktzonen. Mit Büros in Australien, Belgien, Bulgarien, Deutschland, Frankreich, Großbritannien, Kosovo, den Niederlanden, Österreich, der Schweiz, Südafrika, Thailand, der Ukraine, den USA und Vietnam sowie Schutzzentren für notleidende Tiere in elf Ländern sorgt VIER PFOTEN für rasche Hilfe und langfristige Lösungen.

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