„Made in Europe“: Suppenwürfel und Wein aus Tigerknochen

VIER PFOTEN über alarmierende Entwicklungen anlässlich des Internationalen Tag des Tigers

27.7.2018

Wien, 27.7.2018 – Im Vorfeld des Internationalen Tag des Tigers am 29. Juli kommen immer mehr bizarre Details zu Europas Verbindungen mit dubiosen Tigerhändlern ans Tageslicht. Recherchen von VIER PFOTEN belegen, dass zwischen 1999 und 2016 mindestens 1.412 lebende, in Gefangenschaft gezüchtete Tiger aus der EU legal exportiert wurden. Oft enden die Tiere in asiatischen Tourismusgebieten oder werden für Traditionelle Chinesische Medizin verarbeitet. Doch auch in Europa werden Tiger geschlachtet. Auf einem Anwesen in der Nähe von Prag fanden tschechische Behörden am 16. Juli neben einem toten Tiger auch Tigerfell und -krallen sowie Suppenwürfel und Brühe – auch Tigerwein genannt – aus Tigerknochen. Eine VIER PFOTEN Petition fordert die EU Kommission nun auf, den Handel mit in Gefangenschaft gezüchteten Tigern zu verbieten.

Das Geschäft mit der vom Aussterben bedrohten Großkatze und ihren Körperteilen floriert. Laut Ermittlungen von VIER PFOTEN und der tschechischen Behörden bringt ein lebendiger Tiger bis zu 22.000 Euro (26.000 US Dollar). Einen Kilo Tigerknochen gibt es für rund 1.700 Euro (2.000 US Dollar), und für einen Liter Tigerwein – eine vermeintlich heilende Brühe aus den Knochen der Großkatzen – kann man am Schwarzmarkt immerhin 85 Euro (100 US Dollar) verlangen. Zwischen 1999 und 2016 wurden offiziell und legal 862 lebendige Tiger in die EU importieret und 1.412 exportiert, was einem Marktwert von 50 Millionen Euro (59 Millionen US Dollar) entspricht. Die Dunkelziffer ist vermutlich weitaus höher. Im selben Zeitraum wurden 8.278 illegale Tigerprodukte, wie Tiger-Suppenwürfel, Zähne und Krallen, sowie 57 illegale, lebende Tiger in der EU beschlagnahmt. Illegale Aktivitäten gab es in Frankreich, Italien, Belgien, Slowenien, Spanien, Dänemark, den Niederlanden, Großbritannien, Deutschland und Tschechien.

„Die Welt hat bereits mehr als 90 Prozent ihrer Tiger verloren. Es gibt nur mehr rund 3.900 Tiger in freier Wildbahn, die Anzahl der in Gefangenschaft lebenden Tiger ist nicht bekannt. Die neuen Erkenntnisse und das Ausmaß des Tigerhandels in Europa sind deshalb umso schockierender. Wir fordern die Europäische Kommission dazu auf, die gefährdeten Tiger zu schützen und den kommerziellen Handel mit in Gefangenschaft gezüchteten Tigern zu verbieten. Tigerhändler und ihre grausamen Geschäfte dürfen keinen Platz mehr in der EU haben“, sagt Kieran Harkin, Leiter der Wildtierkampagnen bei VIER PFOTEN.

Schockierende Funde in Tschechien

Bei jüngsten Razzien in der Nähe von Prag wurden vergangene Woche ein toter Tiger sowie Tigerknochen, Tigerbrühe und weitere Überreste entdeckt. Um die Felle nicht zu beschädigen, töteten die festgenommenen Verdächtigten die Tiere offenbar mit Schüssen in die Augen. Zu den Verdächtigen gehört auch der bekannte Zooleiter Ludvik Berousek. Bei einem mit versteckter Kamera aufgezeichneten Treffen mit VIER PFOTEN Rechercheuren im Juni 2018 berichtete Berousek, Tiger an asiatische Käufer zu vermitteln und beim Erwerb der notwendigen Dokumente sowie der Überstellung der Tiere zu helfen. Der Zoobesitzer prahlte damit, in den letzten beiden Monaten bereits Tiger nach China verkauft zu haben. Die tschechischen Behörden führten ebenfalls Razzien auf dem Vietnamesischen Markt Sapa in Prag durch und fanden dabei Tigerfleischprodukte, die zum Verkauf angeboten wurden.

Tiger als Tourismusattraktion, Partyspaß und Fotorequisite

Die Funde in Tschechien sind keine Einzelfälle. VIER PFOTEN Recherchen belegen, dass Tierhändler in den vergangenen vier Jahren mindestens fünf lebende Tiger aus Deutschland via Tschechien nach Vietnam, Thailand und Südkorea exportierten. Weiterführende Recherchen in Vietnam zeigen, dass mindestens zwei dieser Tiger an einen vorbestraften Wildtierschmuggler verkauft wurden. Doch auch der Handel innerhalb der EU-Grenzen führt oftmals zur Ausbeutung der Tiere. In Spanien bietet aktuell ein Zoo namens „Zooexoticoskiko” Wildtiere, darunter auch Tiger, für Fotoshootings an. Auch Erotikaufnahmen können mit den Tieren gemacht werden. In einigen europäischen Ländern ist es auch möglich, Tiger für private Feiern zu mieten.

Fehlende Transparenz in der EU

Der Handel mit wilden Tigern ist in der EU zwar verboten, aber nicht der Handel mit in Gefangenschaft gezüchteten Tigern. Doch hier mangelt es an effektiven Regulierungen und Kontrollen. Die genaue Anzahl an gefangenen und gehandelten Tigern in Europa ist nicht bekannt, da Transporte innerhalb der EU keine Import- oder Exportgenehmigungen von CITES (Convention on International Trade in Endangered Species) brauchen. Deshalb gibt es kaum offizielle Dokumente, die belegen, wer wann an wen und zu welchem Zweck Tiger verkauft. VIER PFOTEN hat deshalb eine Petition gestartet, durch die Unterstützer die Europäische Kommission auffordern können, den kommerziellen Handel mit Tigern endgültig zu verbieten, um die gefährdete Spezies vor grausamen Ausbeutungen zu schützen:

Link zur Petition: https://help.four-paws.org/de-AT/eu-tigerhandel-stoppen

 

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Mag. Elisabeth Penz

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Über VIER PFOTEN – Stiftung für Tierschutz
VIER PFOTEN ist die globale Tierschutzorganisation für Tiere unter direktem menschlichem Einfluss, die Missstände erkennt, Tiere in Not rettet und sie beschützt. Die 1988 von Heli Dungler und Freunden in Wien gegründete Organisation tritt für eine Welt ein, in der Menschen Tieren mit Respekt, Mitgefühl und Verständnis begegnen. Im Fokus ihrer nachhaltigen Kampagnen und Projekte stehen Streunerhunde und -katzen sowie Heim-, Nutz- und Wildtiere – wie Bären, Großkatzen und Orang-Utans – aus nicht artgemäßer Haltung sowie aus Katastrophen- und Konfliktzonen. Mit Büros in Australien, Belgien, Bulgarien, Deutschland, Frankreich, Großbritannien, Kosovo, den Niederlanden, Österreich, der Schweiz, Südafrika, Thailand, der Ukraine, den USA und Vietnam sowie Schutzzentren für notleidende Tiere in elf Ländern sorgt VIER PFOTEN für rasche Hilfe und langfristige Lösungen.

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