EU fördert Schulmilch in Österreich, Tierschutz ist dabei unwichtig

Zum Tag der Milch: Schulmilchprogramm für VIER PFOTEN „pädagogisch nicht sehr wertvoll“

30.5.2018

Seit Jahrzehnten gibt es die Schulmilch in Österreich – anlässlich des Tags der Milch am 1. Juni für VIER PFOTEN ein Grund, sich die Hintergründe anzusehen. Pro Schuljahr fördert die Europäische Union die Ausgabe von Schulmilch mit maximal 100 Millionen Euro. Österreich erhielt 2017 aus diesem Topf 1,3 Mio. Euro.

Diese Förderung ist allerdings an keine Umwelt- oder Tierschutzkriterien gebunden. Im Schuljahr 2015/2016 wurden in Österreich laut einem VIER PFOTEN Bericht zur öffentlichen Beschaffung 3.167 Tonnen Schulmilchprodukte an 71.000 Kinder verteilt. Der Bio-Anteil unter den Produkten lag bei 22%. Damit liegt der Bio-Anteil bei Schulmilch etwas höher als bei der Milcherzeugung in Österreich insgesamt (15,6%). „Die Bedingungen für die Tiere sind in der biologischen natürlich besser als in der konventionellen Produktion“, sagt Martina Pluda, Kampagnenleiterin von VIER PFOTEN. „Aber fast drei Viertel der Schulmilchprodukte stammen aus der konventionellen Haltung. Das ist, um es mal ein bisschen ironisch auszudrücken, pädagogisch nicht sehr wertvoll.“

Die konventionelle Produktion der Milch, die unseren Kindern so guttun soll, hat den Kühen nämlich leider nicht so gutgetan, wie Pluda erklärt: „Dazu brauchen wir uns nur ansehen, wie sie in den letzten Jahren ihre Leistung steigern mussten, um die billigen Milchpreise auszugleichen.“ Im Jahr 2016 gab die durchschnittliche österreichische Milchkuh laut Daten des österreichischen Nachhaltigkeitsministeriums 6.760 kg Milch – vor 40 Jahren waren es gerade einmal 2.700 kg.

Während die zahlreichen Erkrankungen der Milchkühe in den letzten Jahren durch die intensive Produktion stark angestiegen sind, nimmt die „Nutzungsdauer“ der Kühe dramatisch ab. Die ausgezehrten Milchkühe werden oft schon im Alter von fünf Jahren geschlachtet – die natürliche Lebenserwartung eines Rindes liegt aber bei über 20 Jahren. Haupt-„Abgangsursache“: Fruchtbarkeitsprobleme. Denn um Milch zu geben, muss eine Kuh jährlich wenigstens ein Kalb bekommen, das ihr im Normalfall direkt nach der Geburt weggenommen wird. Wird sie nicht trächtig oder gibt zu wenig Milch, kommt sie zum Schlachter.

Martina Pluda: „Diese Form der Zucht auf Hochleistung – das Modell der „Turbokuh“ – ist aus unserer Sicht ethisch nicht tragbar. Die Gesundheit und das Wohl der Tiere müssen im Vordergrund stehen.“

Ein ebenso großes Problem sind die vielen Ausnahmen zum bestehenden Verbot der Anbindehaltung. „Landwirte könnten ihre Rinder damit de facto ganz legal das ganze Jahr durch anbinden. Das Verbot ist damit eigentlich ein Witz. Dabei sollten Haltungssysteme den Bedürfnissen der Tiere angepasst werden und nicht umgekehrt“, so Pluda.

VIER PFOTEN hat vor kurzem eine Kampagne für mehr Tierwohl in der öffentlichen Beschaffung gestartet (mehr dazu auf https://www.vier-pfoten.at/nichtaufmeinemteller). In einem Bericht kommt die Tierschutzorganisation zum Ergebnis, dass die öffentliche Hand bei der Beschaffung von Lebensmitteln das Tierwohl bislang kaum berücksichtigt hat. „Das können wir auch beim Thema Schulmilch bestätigen“, erklärt Pluda.

VIER PFOTEN stellt für den Einkauf öffentlicher Einrichtungen wie Schulen, Spitäler, Krankenhäuser und Kantinen folgende Kernforderungen an die Haltungssysteme von Nutztieren: Förderung des natürlichen Verhaltens, Vermeiden von Schmerzen, ausreichend Platz, Auslauf und Tageslicht, Abkehr von Hochleistungsrassen sowie strengere Auflagen für Transport und Schlachtung. Darüber hinaus fordert VIER PFOTEN, dass Kantinen öffentlicher Einrichtungen langfristig das Angebot von Fleischprodukten halbieren, tierische Produkte ausschließlich von artgemäßen Tierhaltungssystemen beziehen und das Angebot von rein pflanzlichen Gerichten ausbauen.

Speziell für Milchkühe fordert VIER PFOTEN: keine Anbindehaltung, Zugang zu Laufhof oder Weide, keine Hochleistungsrassen, gentechnikfreie Fütterung.

Mag. Elisabeth Penz

Mag. Elisabeth Penz

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Über VIER PFOTEN – Stiftung für Tierschutz
VIER PFOTEN ist die globale Tierschutzorganisation für Tiere unter direktem menschlichem Einfluss, die Missstände erkennt, Tiere in Not rettet und sie beschützt. Die 1988 von Heli Dungler und Freunden in Wien gegründete Organisation tritt für eine Welt ein, in der Menschen Tieren mit Respekt, Mitgefühl und Verständnis begegnen. Im Fokus ihrer nachhaltigen Kampagnen und Projekte stehen Streunerhunde und -katzen sowie Heim-, Nutz- und Wildtiere – wie Bären, Großkatzen und Orang-Utans – aus nicht artgemäßer Haltung sowie aus Katastrophen- und Konfliktzonen. Mit Büros in Australien, Belgien, Bulgarien, Deutschland, Frankreich, Großbritannien, Kosovo, den Niederlanden, Österreich, der Schweiz, Südafrika, Thailand, der Ukraine, den USA und Vietnam sowie Schutzzentren für notleidende Tiere in elf Ländern sorgt VIER PFOTEN für rasche Hilfe und langfristige Lösungen.

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