Milchabpumpmaschinen

VIER PFOTEN: Das Leben einer Kuh ist anders, als es die Werbung vermittelt

Weltmilchtag: Trennung vom Kalb, Anbindehaltung, Ausbeutung, frühe Schlachtung sind Realität

30.5.2025

Wien - Glücklich auf der Alm, mit grünen Wiesen und frischen Kräutern zum Fressen: So idyllisch zeigt die Werbung meist die Haltung von Milchkühen. Was die Menschen nicht sehen, ist das Leid der Tiere, das mit der Milchproduktion einher geht. Zum Weltmilchtag am 1. Juni weist VIER PFOTEN darauf hin, dass das Leben einer durchschnittlichen Milchkuh auch in Österreich meistens alles andere als schön ist.

„Die Milchproduktion bedeutet leider für die Kühe in erster Linie Ausbeutung. Die wenigen Jahre ihres Lebens laufen im ewig gleichen Kreislauf ab: Trächtigkeit – Geburt des Kalbs – Trennung vom Kalb – Melken – neue Trächtigkeit und so weiter. Nach wenigen Jahren sind die meisten Tiere völlig ausgelaugt. Sobald aber die Milchleistung abfällt, meist im Alter von sechs bis sieben Jahren, werden sie geschlachtet. Die natürliche Lebenserwartung beträgt eigentlich rund 20 Jahre“, sagt VIER PFOTEN Kampagnenleiterin Veronika Weissenböck.

Normalerweise werden Milchkühe jährlich neu besamt, um nach neun Monaten Trächtigkeit ein Kalb zu gebären. Dieses wird ihnen aber in den ersten Lebenstagen weggenommen, da die Milch ja für den menschlichen Konsum zur Verfügung gestellt wird. „Für die Tiere bedeutet das jedes Jahr aufs Neue einen großen Trennungsschmerz. Oft rufen die Mütter noch tagelang nach ihren Kindern“, so Weissenböck. Aber auch auf die Bedürfnisse der Kälber wird kaum Rücksicht genommen: Sie können in der konventionellen Landwirtschaft bis zum zweiten Lebensmonat in Einzelhaltung, in sogenannten Kälberiglus, mit sehr wenig Platz gehalten werden. Ihre früheste Kindheit müssen die Kälber also völlig isoliert erleben.

In Österreich leben ca. 36 Prozent aller Milchkühe in Kombinationshaltung bzw. Anbindehaltung. Das bedeutet: Auch wenn die Tiere über den Sommer einen Außenbereich zur Verfügung haben oder sogar auf die Weide dürfen, werden sie über den Winter angebunden. Rund 10 Prozent der Milchbetriebe, also etwa 2.500 Betriebe, halten ihre Kühe sogar durchgängig angebunden. Diese permanente Anbindehaltung wird zwar ab 2030 verboten sein, dennoch wird das Anbinden von Rindern in neun von zwölf Monaten auch weiterhin erlaubt sein. „Es ist sehr positiv zu sehen, dass viele Landwirt:innen ihre Kühe in den Sommermonaten auf die Weide lassen. Aber wenn sie die restliche Zeit angebunden im Stall stehen, ist das einfach auch inakzeptabel“, erklärt Weissenböck.

Was vielen Menschen nicht bewusst ist: Der Milchkonsum geht mit der Fleischproduktion einher. Denn männliche Kälber sind für die Milchproduktion wertlos. Sie werden oft ins Ausland zur Mast exportiert. Weissenböck: „Es muss uns klar sein: Für unser Glas Milch sterben Tiere!“

Turbokühe: Jeden Tag ein Marathon

Die Milchleistung der Kühe hat sich in Österreich seit 1950 mit rund 3000 kg/Jahr fast verdreifacht auf rund 8000 kg/Jahr. Zwar werden hierzulande 80 Prozent Rinder der Rasse „Fleckvieh" gehalten, die sowohl für die Milch- als auch für die Fleischproduktion genutzt werden. Das bedeutet, dass die Tiere weniger stark hochgezüchtet sind wie reine Milchrassen. Aber auch bei uns geht der Trend immer stärker in Richtung „Turbokuh“.

Bei Milchprodukten aus dem Ausland ist die Wahrscheinlichkeit, dass die Kühe für die Produktion extrem ausgebeutet werden, hoch. Es gibt Hochleistungskühe, die bis zu 12.000 Liter Milch im Jahr geben. „Vergleichbar ist diese körperliche Leistung mit einem Spitzensportler, der jeden Tag einen Marathon laufen muss“, sagt Weissenböck.

Die konkreten Forderungen von VIER PFOTEN:

  • Mutter- oder Ammenkuhhaltung bzw. kuhgebundene Kälberaufzucht: Die Trennung eines Kalbes von seiner Mutter sollte verboten oder zumindest durch säugende Ammen erleichtert werden
  • Vollständiges Verbot der Anbindehaltung der Tiere
  • Längere Abkalbe-Intervalle, da sich dies sehr positiv auf die Gesundheit und das Wohlbefinden der Tiere auswirkt
  • Verlagerung weg von den Hochleistungsrassen zurück zu den Doppelnutzungsrassen und weg von der Zucht auf Leistung hin zur Langlebigkeit
  • Bessere finanzielle Unterstützung von Landwirt:innen, die auf tierfreundlichere Haltungssysteme umstellen - Tierschutz muss im Rahmen der EU-Gesetzgebung und der ausgegebenen Subventionen berücksichtigt werden

„Die Politik muss gesetzliche Rahmenbedingungen schaffen, um den Tieren ein artgemäßes Leben zu ermöglichen. Aber auch die Konsument:innen sollten sich bewusst werden, dass viele Tiere für unser Essen leiden müssen. Wenn wir immer wieder hören: „Eine Kuh gibt doch sowieso Milch“, dann sehen wir, welche naiven Vorstellungen von Landwirtschaft noch immer vorherrschen. Für die Produktion unserer tierischen Nahrungsmittel zahlen die Tiere leider immer noch einen viel zu hohen Preis.“

Veronika Weissenböck, VIER PFOTEN Kampagnenleiterin 

Kalb kuschelt mit Mutterkuh

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Über VIER PFOTEN – Stiftung für Tierschutz
VIER PFOTEN ist die globale Tierschutzorganisation für Tiere unter direktem menschlichem Einfluss, die Missstände erkennt, Tiere in Not rettet und sie beschützt. Die 1988 von Heli Dungler und Freund:innen in Wien gegründete Organisation tritt für eine Welt ein, in der Menschen Tieren mit Respekt, Mitgefühl und Verständnis begegnen. Im Fokus ihrer nachhaltigen Kampagnen und Projekte stehen Streunerhunde und -katzen sowie Heim-, Nutz- und Wildtiere – wie Bären, Großkatzen und Orang-Utans – aus nicht artgemäßer Haltung sowie aus Katastrophen- und Konfliktzonen. Mit Büros in Australien, Belgien, Bulgarien, Deutschland, Frankreich, Großbritannien, Kosovo, den Niederlanden, Österreich, der Schweiz, Südafrika, Thailand, der Ukraine, den USA und Vietnam sowie Schutzzentren für notleidende Tiere in elf Ländern sorgt VIER PFOTEN für rasche Hilfe und langfristige Lösungen.

 

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